Man hätte gemeint, all diese Movements von der Permakultur, über das Human Potential Movement , Living Earth Systems, usw. würden einen klare Sprache finden, sich ihre Deutungsfiguren, Theorien von der biodigtialen und Finanz-Industrie nicht einvernehmen bis fladern zu lassen.
Der regenerative Kapitalismus und die damit eingekaufte Rückkehr des Sozialdarwinismus.
Fullerton 2015, längst eingearbeitet in diese Gemeinwohl- und Wellbeing-Economy.
Wie wunderbar das funktioniert, völlig ahnungslos zu sein, was am anderen Ende der Transformations-"Bewegung" geschieht.
Es läuft und niemand hält dem entgegen, was 2019 rückwärts in die 2000er Jahre recht klar formuliert worden ist: Das Risiko der Totalisierung, wenn Nachhaltigkeit mit Digitalisierung verschmolzen wird.
Dirk Messmer hat es benannt und hat diesen Track nach 2019 nicht mehr weiterverfolgt und sich, wie so viele andere in den Kultivierungs-Ansatz verschanzt..
Danke für den Kommentar!. Deine Skepsis gegenüber der Vereinnahmung regenerativer Ansätze durch kapitalistische Erzählungen ist nicht nur berechtigt, sondern hochrelevant. Dennoch greift der Verweis auf „Sozialdarwinismus“ und Fullertons „Regenerative Capitalism“ als angeblicher Trojaner in den zivilgesellschaftlichen Diskurs zu kurz – sowohl in der historischen Tiefe als auch in der biologisch-theoretischen Präzision.
1. Darwins Theorie ist keine Rechtfertigung für Herrschaft, sondern ein Plädoyer für Diversität
Zunächst zur populären Fehlinterpretation von Darwins „Survival of the Fittest“: Der Ausdruck stammt ursprünglich von Herbert Spencer und wurde erst später von Darwin übernommen – allerdings in einem anderen Kontext. „Fittest“ meint nicht „stärkste“, sondern „am besten an die Umwelt angepasste“ Organismen. Es geht um Passfähigkeit, nicht um Macht oder Dominanz. Die Evolution begünstigt Diversität, nicht Monokultur. Exponentielles Wachstum – etwa bei Populationen oder Systemen – ist in natürlichen Ökosystemen nur eine Übergangsphase. Danach folgt notwendigerweise eine Differenzierung und ökologische Integration: Nischenbildung, Kooperation, Mutualismus.
→ Der Biophysiker Erwin Schrödinger sprach schon 1944 davon, dass Leben strukturelle Ordnung (Negentropie) aufrechterhält, gerade indem es nicht nur um kurzfristige Effizienz geht, sondern langfristig syntropisch wirkt – das heißt: Lebensräume regeneriert statt sie auszubeuten (vgl. Schrödinger, What is Life? 1944; Dahm, The Embedding of Circularity 2022 ).
2. Regeneration ≠ Greenwashing 2.0
Dass regenerative Wirtschaft von kapitalistischen Playern „gefladert“ wird, ist eine reale Gefahr. Doch daraus zu schließen, dass das Konzept per se sozialdarwinistisch sei, ist eine begriffliche Verwechslung – fast schon eine Täter-Opfer-Umkehr. Der von John Fullerton entwickelte Begriff des „Regenerative Capitalism“ baut zwar auf Marktmechanismen auf, formuliert aber radikal andere Prinzipien: systemische Gesundheit, rechte Beziehung, Kreislauffähigkeit, partizipative Governance und kulturelle Vielfalt (Fullerton, Regenerative Capitalism, 2015). Diese Prinzipien sind – richtig verstanden – eher Post-Kapitalismus als Green Finance.
→ Wer allerdings Regeneration nur als CSR-Rahmen oder ESG-Modul missversteht, verkennt die Tiefe des Transformationsparadigmas – wie auch Brunel und Dubreil betonen: „L’approche régénérative implique une mutation profonde de nos structures mentales, productives, économiques, institutionnelles“ .
3. Zur Gefahr der Totalisierung durch technokratische Nachhaltigkeit
Hier liegt ein valider Punkt: Wird Nachhaltigkeit in technokratischer Manier mit digitalen Steuerungssystemen und automatisierten Optimierungslogiken „verschmolzen“, droht tatsächlich eine neue Totalität. Diese Gefahr hat auch Daniel Dahm beschrieben: Der Übergang von räumlicher Expansion zu intensiver Ressourcennutzung auf planetarer Skala führte zur biologischen Übernutzung und Destabilisierung der planetaren Resilienzsysteme .
Doch anstatt sich in einen kulturkritischen Fatalismus zu flüchten, bietet Dahm auch eine Alternative an: ökologische Ökonomik, verstanden als eingebettetes, regeneratives System – eben nicht als funktional-kybernetische Steuerlogik, sondern als lebendige, plurale Praxis, die kulturelle und ökologische Diversität stärkt .
4. Kultivierung ist kein Rückzug, sondern Widerstand
Was schließlich als „Verschanzen“ in Kultivierungsansätzen abgetan wird, ist oft der Versuch, Handlungsmacht jenseits instrumenteller Politik und technologischer Steuerung zu entwickeln. Diese Praxis folgt der Einsicht: Eine Regeneration von Gesellschaft und Ökonomie beginnt nicht in Dashboards, sondern in Haltungen, Metaphern und Beziehungen – dem Humus, aus dem neue Narrative erwachsen. Die vermeintlich „ahnungslosen“ Transformationsakteure arbeiten mit radikaler Aufmerksamkeit an der Frage: Wie kann man Systeme so gestalten, dass sie mehr Leben ermöglichen, nicht weniger?
→ Nicht „Vereinnahmung“, sondern Verantwortungsdiffusion ist die größte Gefahr: Wenn wir Begriffen wie „Regeneration“ keine theoretische Tiefe und praktische Klarheit geben, dann überlassen wir sie jenen, die sie lediglich als Branding nutzen.
Fazit:
Die Diagnose ist berechtigt – aber die Therapie braucht Differenzierung. Der regenerative Diskurs ist kein homogener Block und kein verkappter Sozialdarwinismus. Vielmehr zeigt sich hier ein Wettkampf um Bedeutungen. Wenn wir Begriffe wie „Regeneration“, „Transformation“ oder „ökologische Ökonomie“ nicht selbst mit Substanz füllen, werden sie geflutet – nicht durch Kapitalisten, sondern durch semantische Leere.
Sie sagen, sie schreiben es. Na eben, wer sich nicht ans digitale Ökosystem anpasst, der fliegt eben raus. Ist nicht fit genug.
Die wenigsten, die gerne in ökologischen Termini sprechen und dabei an die Natur denken, haben realisiert, dass die biodigitale Industrie sich für die neue Mega-Maschine das gesamte Begriffskonstrukt der Ökologie einverleibt hat.
Nature based solutions. Wir lernen von der Natur und bauen es biodigital nach.
Hat mit Naturschutz nicht mehr viel gemein - ist das neue Wachstumsfeld, die neue Industrialisierung, da gehört das Hirn des Menschen dazu, die neuroliberale Steuerung.
Hätte seit Ende der 2000er Jahre in den Wissenschaften, die so gerne auf Demokratie achten diskutiert werden können. Industrialisierung vom Gehirn mit neuro- und kognitionswissenschaftlichen Methoden ist halt unvereinbar mit Demokratie.
Es sei denn wir reden von einer "Demokratie" wie die "Neue Demokratie" von Mao, oder die Verbraucherdemokratie, die Wissenschaft ermächtigt, mit Nudging, Boosting dem Menschen aus seiner unverschuldeten Unmündigkeit hin zu den guten Entscheidungen zu bringen.
Es ist schon längst der neue Standard, dass der Mensch wieder das Objekt von Verhaltensdesign, also Disziplinierung durch eine psychologische, ökonomische Humantechnologie ist.
Man hätte meinen können, gerade deutschsprachige Wissenschaft würde sich am besten daran erinnern.
Dass gerade in Deutschland, Österreich und der Schweiz vergessen ist, warum die Fundierung einer digitalen Gesundheitsbürgerschaft problematisch ist, ist fatal.
Die Gestaltung von Zukunft, also Politik zur Pflege umzudeuten, heißt der Medikalisierung von Politik zu folgen. Hochaktuell seit 2019 und dem Wiederkehr des Vitalismus in der globalpolitischen Regulierunspolitik.
Wer der Totalisierung der Weltkugel, der globalen Technokratie, Szientokratie und Psychokratie angeführt vom Westen entgegenhalten mag, sei an den Healthismus als Ideologie erinnert:
Als Healthism (entspricht ungefähr dem Begriff Gesundheitswahn) bezeichnet man eine übertriebene, irrationale und ideologisch gefärbte Sorge um die Gesundheit des Einzelnen oder einer Bevölkerung. Der Begriff wurde zuerst von R. Crawford verwendet, der 1980 in einem Artikel eine Ausweitung des Gesundheitsbegriffes auf alle Lebensbereiche und damit eine Überwertigkeit des Gesundheitsdenkens beschrieb.
Aufgegriffen wurde der Begriff von dem Toxikologen, Epidemiologen und Medizinkritiker Petr Skrabanek, Autor des Buches Torheiten und Trugschlüsse in der Medizin. Skrabanek verließ nach dem gescheiterten Prager Frühling 1968 die ČSSR und arbeitete in den 1970ern auf dem Gebiet der Neuropeptide, das er durch seine Forschung zur Substanz P maßgeblich mitbegründete [1]. Er publizierte in seinem Todesjahr 1994 das Werk The Death of Humane Medicine and the Rise of Coercive Healthism (Tod der humanen Medizin und Aufstieg des Zwangs zur Gesundheit). Er beschreibt darin eine „Gesundheitsideologie“, welche das Gesundheitsverhalten der Bürger radikal reglementiere. Im ersten Teil seiner Arbeit definiert und kritisiert er „healthism“ („when health is not just a personal yearning but is part of state ideology“) als gesellschaftliches Problem und Teil einer staatlichen Ideologie.
Man hätte gemeint, all diese Movements von der Permakultur, über das Human Potential Movement , Living Earth Systems, usw. würden einen klare Sprache finden, sich ihre Deutungsfiguren, Theorien von der biodigtialen und Finanz-Industrie nicht einvernehmen bis fladern zu lassen.
Der regenerative Kapitalismus und die damit eingekaufte Rückkehr des Sozialdarwinismus.
Fullerton 2015, längst eingearbeitet in diese Gemeinwohl- und Wellbeing-Economy.
https://capitalinstitute.org/regenerative-capitalism/
Denkste.
Wie wunderbar das funktioniert, völlig ahnungslos zu sein, was am anderen Ende der Transformations-"Bewegung" geschieht.
Es läuft und niemand hält dem entgegen, was 2019 rückwärts in die 2000er Jahre recht klar formuliert worden ist: Das Risiko der Totalisierung, wenn Nachhaltigkeit mit Digitalisierung verschmolzen wird.
Dirk Messmer hat es benannt und hat diesen Track nach 2019 nicht mehr weiterverfolgt und sich, wie so viele andere in den Kultivierungs-Ansatz verschanzt..
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2019-04/dirk-messner-wbgu-umweltveraenderungen-digitalisierung-nachhaltigkeit
Die Kapitalisten des 20. Jahrhunderts sind seeeeeeeeeehr zufrieden.
Danke für den Kommentar!. Deine Skepsis gegenüber der Vereinnahmung regenerativer Ansätze durch kapitalistische Erzählungen ist nicht nur berechtigt, sondern hochrelevant. Dennoch greift der Verweis auf „Sozialdarwinismus“ und Fullertons „Regenerative Capitalism“ als angeblicher Trojaner in den zivilgesellschaftlichen Diskurs zu kurz – sowohl in der historischen Tiefe als auch in der biologisch-theoretischen Präzision.
1. Darwins Theorie ist keine Rechtfertigung für Herrschaft, sondern ein Plädoyer für Diversität
Zunächst zur populären Fehlinterpretation von Darwins „Survival of the Fittest“: Der Ausdruck stammt ursprünglich von Herbert Spencer und wurde erst später von Darwin übernommen – allerdings in einem anderen Kontext. „Fittest“ meint nicht „stärkste“, sondern „am besten an die Umwelt angepasste“ Organismen. Es geht um Passfähigkeit, nicht um Macht oder Dominanz. Die Evolution begünstigt Diversität, nicht Monokultur. Exponentielles Wachstum – etwa bei Populationen oder Systemen – ist in natürlichen Ökosystemen nur eine Übergangsphase. Danach folgt notwendigerweise eine Differenzierung und ökologische Integration: Nischenbildung, Kooperation, Mutualismus.
→ Der Biophysiker Erwin Schrödinger sprach schon 1944 davon, dass Leben strukturelle Ordnung (Negentropie) aufrechterhält, gerade indem es nicht nur um kurzfristige Effizienz geht, sondern langfristig syntropisch wirkt – das heißt: Lebensräume regeneriert statt sie auszubeuten (vgl. Schrödinger, What is Life? 1944; Dahm, The Embedding of Circularity 2022 ).
2. Regeneration ≠ Greenwashing 2.0
Dass regenerative Wirtschaft von kapitalistischen Playern „gefladert“ wird, ist eine reale Gefahr. Doch daraus zu schließen, dass das Konzept per se sozialdarwinistisch sei, ist eine begriffliche Verwechslung – fast schon eine Täter-Opfer-Umkehr. Der von John Fullerton entwickelte Begriff des „Regenerative Capitalism“ baut zwar auf Marktmechanismen auf, formuliert aber radikal andere Prinzipien: systemische Gesundheit, rechte Beziehung, Kreislauffähigkeit, partizipative Governance und kulturelle Vielfalt (Fullerton, Regenerative Capitalism, 2015). Diese Prinzipien sind – richtig verstanden – eher Post-Kapitalismus als Green Finance.
→ Wer allerdings Regeneration nur als CSR-Rahmen oder ESG-Modul missversteht, verkennt die Tiefe des Transformationsparadigmas – wie auch Brunel und Dubreil betonen: „L’approche régénérative implique une mutation profonde de nos structures mentales, productives, économiques, institutionnelles“ .
3. Zur Gefahr der Totalisierung durch technokratische Nachhaltigkeit
Hier liegt ein valider Punkt: Wird Nachhaltigkeit in technokratischer Manier mit digitalen Steuerungssystemen und automatisierten Optimierungslogiken „verschmolzen“, droht tatsächlich eine neue Totalität. Diese Gefahr hat auch Daniel Dahm beschrieben: Der Übergang von räumlicher Expansion zu intensiver Ressourcennutzung auf planetarer Skala führte zur biologischen Übernutzung und Destabilisierung der planetaren Resilienzsysteme .
Doch anstatt sich in einen kulturkritischen Fatalismus zu flüchten, bietet Dahm auch eine Alternative an: ökologische Ökonomik, verstanden als eingebettetes, regeneratives System – eben nicht als funktional-kybernetische Steuerlogik, sondern als lebendige, plurale Praxis, die kulturelle und ökologische Diversität stärkt .
4. Kultivierung ist kein Rückzug, sondern Widerstand
Was schließlich als „Verschanzen“ in Kultivierungsansätzen abgetan wird, ist oft der Versuch, Handlungsmacht jenseits instrumenteller Politik und technologischer Steuerung zu entwickeln. Diese Praxis folgt der Einsicht: Eine Regeneration von Gesellschaft und Ökonomie beginnt nicht in Dashboards, sondern in Haltungen, Metaphern und Beziehungen – dem Humus, aus dem neue Narrative erwachsen. Die vermeintlich „ahnungslosen“ Transformationsakteure arbeiten mit radikaler Aufmerksamkeit an der Frage: Wie kann man Systeme so gestalten, dass sie mehr Leben ermöglichen, nicht weniger?
→ Nicht „Vereinnahmung“, sondern Verantwortungsdiffusion ist die größte Gefahr: Wenn wir Begriffen wie „Regeneration“ keine theoretische Tiefe und praktische Klarheit geben, dann überlassen wir sie jenen, die sie lediglich als Branding nutzen.
Fazit:
Die Diagnose ist berechtigt – aber die Therapie braucht Differenzierung. Der regenerative Diskurs ist kein homogener Block und kein verkappter Sozialdarwinismus. Vielmehr zeigt sich hier ein Wettkampf um Bedeutungen. Wenn wir Begriffe wie „Regeneration“, „Transformation“ oder „ökologische Ökonomie“ nicht selbst mit Substanz füllen, werden sie geflutet – nicht durch Kapitalisten, sondern durch semantische Leere.
Sie sagen, sie schreiben es. Na eben, wer sich nicht ans digitale Ökosystem anpasst, der fliegt eben raus. Ist nicht fit genug.
Die wenigsten, die gerne in ökologischen Termini sprechen und dabei an die Natur denken, haben realisiert, dass die biodigitale Industrie sich für die neue Mega-Maschine das gesamte Begriffskonstrukt der Ökologie einverleibt hat.
Nature based solutions. Wir lernen von der Natur und bauen es biodigital nach.
Hat mit Naturschutz nicht mehr viel gemein - ist das neue Wachstumsfeld, die neue Industrialisierung, da gehört das Hirn des Menschen dazu, die neuroliberale Steuerung.
Hätte seit Ende der 2000er Jahre in den Wissenschaften, die so gerne auf Demokratie achten diskutiert werden können. Industrialisierung vom Gehirn mit neuro- und kognitionswissenschaftlichen Methoden ist halt unvereinbar mit Demokratie.
Es sei denn wir reden von einer "Demokratie" wie die "Neue Demokratie" von Mao, oder die Verbraucherdemokratie, die Wissenschaft ermächtigt, mit Nudging, Boosting dem Menschen aus seiner unverschuldeten Unmündigkeit hin zu den guten Entscheidungen zu bringen.
Es ist schon längst der neue Standard, dass der Mensch wieder das Objekt von Verhaltensdesign, also Disziplinierung durch eine psychologische, ökonomische Humantechnologie ist.
Man hätte meinen können, gerade deutschsprachige Wissenschaft würde sich am besten daran erinnern.
Werch Illtum.
Dass gerade in Deutschland, Österreich und der Schweiz vergessen ist, warum die Fundierung einer digitalen Gesundheitsbürgerschaft problematisch ist, ist fatal.
Mitten aus der Schweiz dank Gesundheitsdiplomatie wurde diese Bürgerschaft schon allen verpasst. https://dthlab.org/wp-content/uploads/2024/05/2024_Digital-Health-Citizenship.pdf
Die Gestaltung von Zukunft, also Politik zur Pflege umzudeuten, heißt der Medikalisierung von Politik zu folgen. Hochaktuell seit 2019 und dem Wiederkehr des Vitalismus in der globalpolitischen Regulierunspolitik.
Wer der Totalisierung der Weltkugel, der globalen Technokratie, Szientokratie und Psychokratie angeführt vom Westen entgegenhalten mag, sei an den Healthismus als Ideologie erinnert:
Als Healthism (entspricht ungefähr dem Begriff Gesundheitswahn) bezeichnet man eine übertriebene, irrationale und ideologisch gefärbte Sorge um die Gesundheit des Einzelnen oder einer Bevölkerung. Der Begriff wurde zuerst von R. Crawford verwendet, der 1980 in einem Artikel eine Ausweitung des Gesundheitsbegriffes auf alle Lebensbereiche und damit eine Überwertigkeit des Gesundheitsdenkens beschrieb.
Aufgegriffen wurde der Begriff von dem Toxikologen, Epidemiologen und Medizinkritiker Petr Skrabanek, Autor des Buches Torheiten und Trugschlüsse in der Medizin. Skrabanek verließ nach dem gescheiterten Prager Frühling 1968 die ČSSR und arbeitete in den 1970ern auf dem Gebiet der Neuropeptide, das er durch seine Forschung zur Substanz P maßgeblich mitbegründete [1]. Er publizierte in seinem Todesjahr 1994 das Werk The Death of Humane Medicine and the Rise of Coercive Healthism (Tod der humanen Medizin und Aufstieg des Zwangs zur Gesundheit). Er beschreibt darin eine „Gesundheitsideologie“, welche das Gesundheitsverhalten der Bürger radikal reglementiere. Im ersten Teil seiner Arbeit definiert und kritisiert er „healthism“ („when health is not just a personal yearning but is part of state ideology“) als gesellschaftliches Problem und Teil einer staatlichen Ideologie.