Penny's kürzliches Experiment, die „wahren Kosten“ einzuführen, hat nicht nur im Handelssektor, sondern auch bei Verbrauchern Aufsehen erregt. Unsere Meinung dazu ist klar: Dies ist ein mutiger und notwendiger Schritt in Richtung einer transparenteren und nachhaltigeren Wirtschaft. Unser Standpunkt basiert auf den folgenden Überlegungen:
#1 Das Bewusstsein der Bevölkerung schärfen: Es gibt in der Breite der Bevölkerung noch kein Bewusstsein darüber, dass jedes Produkt, das wir heute kaufen, Kosten beinhaltet, die auf keinem Preisschild auftauchen. Wie kann ein Konsument eine fundierte Entscheidung treffen, wenn er nicht über alle Faktoren informiert ist, die in den Preis eines Produktes einfließen? Es ist unsere Pflicht, dieses Bewusstsein zu schärfen und zu sensibilisieren.
#2 Interessen der Lebensmittelindustrie: Natürlich hat die Lebensmittelindustrie kein Interesse daran, diese „wahren Preise“ auszuweisen. Warum? Oftmals beinhalten gerade die Produkte mit den niedrigsten Preisschildern die höchsten externalisierten Kosten. Dies gibt ihnen einen Wettbewerbsvorteil, verdeckt aber die wahren Auswirkungen ihrer Produktion.
#3 Vergesst die Gesundheitskosten nicht: Wenn wir über „wahre“ Preise sprechen, dürfen wir keinesfalls die enormen Auswirkungen von hoch verarbeiteten Lebensmitteln auf unser Gesundheitssystem außer Acht lassen. Diabetes Typ 2 allein zieht in Deutschland jährliche Kosten von ungefähr 60 Mrd. Euro nach sich – ein Betrag, der in die Kalkulation des „wahren“ Preises einfließen sollte. Hinzu kommen die Kosten für durch Ernährung induzierte Krankheiten, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs, die diese Summe beträchtlich erhöhen.
#4 Wahre Preise für eine funktionierende Marktwirtschaft: Nur wenn wir ehrliche, „wahre“ Preise haben, kann unsere Marktwirtschaft wirklich funktionieren. Verzerrte Preissignale, die die wahren Kosten nicht berücksichtigen, führen zu fehlgeleiteten Anreizen für Innovationen. Anstatt Lösungen zu entwickeln, die unsere Umwelt respektieren und schützen, fokussieren sich Unternehmen auf die Maximierung von Gewinnen auf Kosten unserer gemeinsamen Ressourcen. Wahre Preise sind ein unerlässliches Signal für echte Innovationen und für eine funktionierende Marktwirtschaft. Und während wir darüber sprechen, sollten wir auch über die sichtbare Darstellung von Subventionen nachdenken. Diese verzerren ebenfalls das Preissignal und tragen zur Dysfunktionalität des Marktes bei.
#5 Verwendung der Einnahmen: Penny's Entscheidung, die Mehreinnahmen zu spenden, ist ein Richtger erster Schritt. Aber in einem größeren Kontext könnten diese zusätzlichen Einnahmen strategischer eingesetzt werden. Ein Teil könnte in einen „Green Regeneration Fund“ fließen, der den Bauern zugutekommt, die auf regenerative Anbaumethoden umstellt und die Umstellungskosten daraus finanziert werden können. Der andere Teil an die Bevölkerungsgruppen zurückgegeben werden könnte, die am stärksten von Preiserhöhungen betroffen wären.
Die Transformation hin zu einer regenerativen Marktwirtschaft ist eng mit der Berücksichtigung und Integration wahrer Preise und Kosten verknüpft. Solche Preise legen die oft versteckten ökologischen und sozialen Konsequenzen unserer Kaufentscheidungen offen. Erst wenn wir ein Wirtschaftssystem gestalten, in dem positive Externalitäten in den Preisen reflektiert werden, also in Form von niedrigeren Preisen einen Wettbewerbsvorteil bieten, können nachhaltige Geschäftsmodelle entstehen. Diese Modelle wären den derzeit vorherrschenden, ressourcenextrahierenden und degenerativen Modellen in ihrer Preisstruktur überlegen. Wer würde sich für ein Produkt aus konventioneller Herstellung entscheiden, wie es aktuell bei Penny gezeigt wird, wenn ein ökologisch produziertes Pendant zu einem geringeren Preis verfügbar ist?
Zusammenfassung: Im aktuellen Wirtschaftssystem werden externe Kosten oft verborgen, was zu verzerrten Marktentscheidungen führt. Nur durch die Integration dieser wahren Kosten in den Produktpreis erhalten Konsumenten und Unternehmen ein klares Bild des realen Wertes von Gütern, was zu besser informierten Kaufentscheidungen führt. Dies schafft auch Anreize für Unternehmen, in nachhaltige und regenerative Lösungen zu investieren, wodurch eine echte Innovation und ein nachhaltigeres Wirtschaftsmodell gefördert werden. Diese Verschiebung stellt sicher, dass die Auswirkungen unserer Entscheidungen nicht auf zukünftige Generationen abgewälzt werden.
Das jüngste Experiment von Penny, in dem wahre Preise für ausgewählte Produkte erhoben wurden, ist ein beispielhaftes Zeichen für diesen Paradigmenwechsel. Indem solche Initiativen die Preise realistisch darstellen, wird die Marktwirtschaft neu ausgerichtet, um in ihrer Gesamtheit nachhaltiger zu werden. Penny's Ansatz könnte ein Wendepunkt sein, der das Bewusstsein für die Notwendigkeit dieser Transformation schärft.
QUELLEN
Website von Penny zu dem Projekte Wahre Kosten
Technische Universität Nürnberg
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