Was war jetzt die Leistung vom NGO-Universum, außer von der Realität abgehobene schöne Erzählungen zur Beruhigung der Köpfe der Menschen, also emotionale Gleitmittel zu entwickeln?
Die beste Solidarität ever: Diesen "healthy return" also einen ROI von 1:35 für die inklusiven, regenerativen, kognitiven Kapitalisten des 21. Jahrhunderts bei der WHO zu etablieren und währenddessen wird den 99% erklärt, sie müssten sich an Degrowth gewöhnen. https://www.who.int/about/funding/invest-in-who/investment-case-2.0
Jawolll! Sich gesund stoßen hat noch eine neue Bedeutung gekommen.
Wieviel Milliarden umfasst eigentlich der Markt der Partizipations-Industrie, die sich als "Zivilgesellschaft" bezeichnet und seit mindesten 15 Jahren selbst Teil des Multistakeholder-Kapitalismus, dieser 2011 ausgerufenen moralischen Revolution ist und doch nichts anderes als bezahltes, politisches Lobbying von Kapitalisten ist?
Die Welt könnte deutlicher friedlicher sein, hätten alle jene, die meinen, sich für Frieden und Demokratie einzusetzen, 2019 im Sommer ein klares Nein ausgesprochen hätten, Wissenschaft als Waffe für dieses größere Gut - mit der Industrie im Rücken - einzusetzen.
Der oberste Hüter des Friedens und der Sicherheit, der Generalsekretär der UNO hat in aller Öffentlichkeit Mitte März 2020 diesem Virus den Krieg erklärt und keine einzige NGO für Frieden oder für Demokratie hat darauf reagiert und gesagt:
5 Jahre später haben - keine Überraschung - die NEUROliberalen gewonnen. Diese gute Entwicklung der Zukunft gibt es nur mehr mit dem passenden Hirnkapital.
Cass Sunstein, mit dem hochdekorierte Verhaltenswissenschaft aus Deutschland gerne zusammenarbeitet. Ich weiß nicht, was an Verhaltenspolitik, diese Politik der Vorausschau und Kontrolle, die der ökosozialen Markwirtschaft zugrunde liegt, mit einem guten Leben zu tun haben soll, ausser dass sich der kontroll- und sicherheitsstaatliche Ansinnen ins schöne Double-Speech Kleid des guten Lebens tarnen?
Keiner kann sagen, man hätte es nicht wissen können.
Messmer 2019: Wir müssen einen digitalen Totalitarismus verhindern.
Vergessen, verschluckt vom utopischen Denken und Träumen sind die Warnungen vor der Totalisierung aufgrund des utopischen Gesundheitsbegriffs der WHO und Erweiterung des Menschenrechts auf Gesundheit - seit 2011:
Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert Gesundheit als "Zustand vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen". Mit Recht erinnert die Gesundheitsdefinition der WHO an den alten Begriff der Ganzheitlichkeit oder integritas und lehnt ein auf das Somatische beschränktes, reduktionistisches Verständnis von Krankheit ab. Sie impliziert freilich eine völlig utopische Sicht des Menschen, unterstellt sie doch, dass dem Menschen ein Zustand völliger Vollkommenheit vergönnt wäre.
Nimmt man die Gesundheitsdefinition der WHO ernst, dürfte wohl kaum ein Mensch auf Erden wirklich gesund sein. Je umfassender und "ganzheitlicher" Gesundheit definiert wird, desto größer die Zahl derer, deren Gesundheitszustand diesem Kriterium nicht genügt. Ein utopischer Gesundheitsbegriff und seine paradoxen Folgen sind aus Sicht des Medizinjournalisten Jörg Blech eindeutig ein Wohlstandsphänomen: "Je reicher ein Land ist und je mehr Geld eine Gesellschaft in das Gesundheitssystem pumpt, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich ihre Mitglieder krank fühlen."
Tendenz der Totalisierung
Einer grundlegenden Kritik unterzieht auch der Medizinsoziologe Jost Bauch das Heilsverlangen der durch Transzendenzverlust gekennzeichneten salutokorrekten Gesellschaft, in der das Naturrecht des aufgeklärten Absolutismus grüßen lässt: "Wenn die Menschen durch sanitaristische Sozialisationsbedingungen und genetische Merkmalsplanung alle gesund und normiert sind, ist dann noch Gesellschaft, so wie wir glauben, sie zu kennen, möglich? Wenn Abweichungen minimiert werden, gibt es dann noch gesellschaftliche Evolution oder Geschichte? Oder befinden wir uns dann im post-histoire? [...] Wenn durch Normierungen die Kontingenzformel für Kommunikation zunehmen eingeschränkt wird, dann ist die Gesellschaft zu einer letzten Ordnung gekommen und damit totalitär."
Auf Biegen und Brechen und mit vollster Überzeugung wiederholt Europa fraktal die eigene Geschichte. Ein weiteres Mal mit vollster Kraft von beiden Seiten.
Der digitale Gesundheitsbürger - die Wiederkehr einer bekannten sozialen Konstruktion, von Mitteleuropa legitimiert und ausgedacht an anderer Stelle.
Wissenschaft selbst hat den Sprung von der Postmoderne zurück in die Vormoderne geschafft. In dieser Erkenntnis ist Timothy Snyder bedauerlicherweise recht zu geben.
Die Kritik ist deutlich, der Ton zornig, die Diagnose nicht grundlos alarmiert: Ja, große Teile des NGO- und Nachhaltigkeitsdiskurses der letzten zwei Jahrzehnte haben sich – gewollt oder ungewollt – in eine Rolle als Legitimationsagentur einer neuen Form von Wirtschaftsgouvernmentalität begeben: ein Mix aus moralischem Storytelling, Indikatorenmanagement und dem Rückzug ins Unverbindliche. Die sogenannte „Partizipations-Industrie“ verspricht Nähe zur Bevölkerung, ist aber oft selbst in neue Elitenstrukturen eingebunden – finanziert von Stiftungen, Staaten oder Tech-Konzernen.
Aber wer heute pauschal NGOs oder den Begriff „Wellbeing Economy“ abwatscht, weil er sich zu Recht über die kapitalistisch-instrumentelle Aufladung von Begriffen wie „Brain Capital“ empört, darf nicht vergessen: Viele dieser Narrative waren ursprünglich subversive Versuche, Systemrationalitäten zu unterlaufen. Das, was als „Regenerative Economy“ heute in Institutionen wie WHO oder OECD ankommt, stammt zum Teil aus der jahrzehntelangen Arbeit von Denker:innen wie Daniel Dahm oder Herman Daly, die Ökonomie nicht als Steuerungsmechanismus für Output verstehen, sondern als kulturelle Technik der Lebensdienlichkeit .
Dass diese Konzepte nun mit KPIs, ROI-Logiken („Return on Investment“) und digitaler Kontrollarchitektur entkernt werden, ist Teil einer Entwicklung, die Daniel Dahm schon 2012 hellsichtig kritisierte: Die Externalisierung ökologischer und sozialer Kosten verzerrt nicht nur den Wettbewerb, sondern verwandelt Nachhaltigkeit in ein technokratisches Marketinginstrument . Die Perversion liegt also nicht im Konzept selbst, sondern in seiner Integration in eine kapitalistische Grammatik der Messbarkeit.
Wer Brain Capital belächelt, sollte nicht nur nach WHO und GIZ rufen, sondern auch den ökonomischen Alphabetismus an Universitäten und Schulen hinterfragen: In einer Welt, in der Kognition zur produktiven Ressource wird, ist der Kampf um Begriffe immer auch ein Kampf um die Realität. Was nicht vermessen werden kann, gilt nicht. Und was nicht zählt, zählt nicht.
Was tun? Vielleicht nicht der Versuchung erliegen, NGOs kollektiv als Lobbyisten abzustempeln. Sondern differenziert fragen: Wer redet? Wer finanziert? Wem nützt das Narrativ? Und: Welche Räume bleiben für autonome Sinnstiftung, für lokale Widerständigkeit, für eine Ökonomie der Fürsorge, die sich jenseits von KPIs entfaltet?
Was fehlt, ist nicht das Wissen. Es fehlt der Mut zur Polyphonie. Es fehlt eine demokratische Rückeroberung der Begriffe, die heute durch Rankings und Indizes kolonisiert werden. Und es fehlt das, was Hannah Arendt einst als „amor mundi“ bezeichnete – die Liebe zur Welt, wie sie ist, nicht nur zur Utopie von oben.
Der Westen mag unbedingt auf Biegen und Brechen seine koloniale Geschichte wiederholen: Wir erschaffen schon diesen neuen, besseren Menschen, diese bessere Zivilisation, alles im Namen des Wohlbefindens. https://weall.org/ambassadors
Ihre und auch meine Absichten sind der neuen NEUROliberalen Mega-Maschine, die seit 2008 bereits aufgebaut wird, auch reichlich egal.
Da hat Hr. Schindler so schöne Träume, schöne Geschichten und von der Realität abgelöste Visionen vom Ende der Mega-Maschine in die Welt gesetzt und währenddessen war die neue Mega-Maschine längst in Entwicklung.
Seit einigen Jahren kann man der Mega-Maschine unterstützt von Bezos und vielen anderen beim Entstehen zuschauen. Das System Change Lab https://systemschangelab.org/ - die zentrale Steuerung allen Lebens und des Systemchange bis 2050 auf dem Globus. Der Quantencomputer - DestinE, den Europa die letzten Jahre entwickelt hat. Das System Change Lab, mit dem alles simuliert, reguliert und kontrolliert werden wird, damit diese prädiktive präzise Medizin und Edukation, diese berechenbare Menschheit Wirklichkeit wird und endlich dieser Mensch sicher wird.
Was soll man noch sagen, wenn jene, die diese schönen sozialen Visionen von der guten Zukunft erzählen, bis heute darüber nicht bewusst sind, in welchem Ausmaß die Vertreter der vierte industriellen Revolution sich die Sprache der Ökologie einverleibt haben?
Für wie doof werden eigentlich alle gehalten und glauben Wissenschafter*innen, Medien und Politik die Bevölkerung halten zu können? Für wie doof glaubt das gut finanzierte NGO-Universum als Teil des Multistakeholder-Kapitalismus die Bevölkerung mit ihren schönen Geschichten und dem erlernten Storytelling halten zu können?
Am 10.3.2020, also einen Tag vor Ausrufung der Pandemie durch die WHO und zwei Tage vor der Ankündigung der Lockdowns die Italien nachfolgen, verkündet die EU, die Arbeit am nächsten Wirtschaftswachstums- und Wettbewerbsfähigkeits-Modell und die twin transition (digital und green) zu beginnen, den Übergang in die Zukunftsszenarien bis 2050 zu starten, an denen sie mit den Digital Futures seit 2011 arbeitet:
"Making Europe's businesses future-ready: A new Industrial Strategy for a globally competitive, green and digital Europe.
Today, the Commission presents a new Strategy to help Europe's industry lead the twin transitions towards climate neutrality and digital leadership. The Strategy aims to drive Europe's competitiveness and its strategic autonomy at a time of moving geopolitical plates and increasing global competition". https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/en/ip_20_416
Was wurde da groß von Solidarität geredet und es ging doch bloß an erster Stelle um Solidarität mit der Industrie, eine einzige Solidaritätserklärung mit der vierten bzw. fünften industriellen Revolution.
Jössas. So habe ich mir Gerechtigkeit immer schon vorstellt. Und vor allem Nachhaltigkeit: Die Industriellenvereinigung lässt dazu wissen:
"Ein Schlüsselpunkt für den formellen Start der Twin Transition war die Veröffentlichung des „Strategic Foresight Report 2020“. Dieser Bericht legte die Grundlage für die strategische Ausrichtung der EU in den kommenden Jahrzehnten. Heute versteht man unter der Twin Transition die gleichzeitige und ineinandergreifende Umsetzung der grünen und digitalen Transformation in Europa. Thomas Östros, Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank (EIB), sagte: „Wenn wir nachhaltiges Wachstum, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit fördern und uns auf künftige Herausforderungen vorbereiten wollen, brauchen wir Investitionen.“ Die Twin Transition ist ein komplexes Vorhaben, das mit erheblichen Kosten verbunden ist – gleichzeitig steckt darin ein enormes Wertschöpfungspotenzial in Europas Positionierung als Green Innovation Leader. Eine zentrale Frage ist: Wie kann Europa dieses wichtige Zukunftsinvestment finanzieren?
Nach Berechnungen der Europäischen Kommission werden allein für die grüne Transformation bis 2030 rund 1,8 Billionen Euro benötigt, um die Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen. Diese Summe deckt Investitionen in erneuerbare Energien, Energieeffizienz, nachhaltige Mobilität und den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft ab. Hinzu kommen Investitionen in die digitale Transition, die mit weiteren 550 Milliarden Euro beziffert werden. Diese Gelder sind notwendig, um die digitale Infrastruktur zu modernisieren, Breitbandnetze auszubauen, Künstliche Intelligenz (KI) zu fördern und die digitalen Kompetenzen der Bevölkerung zu stärken. Östros sagte: „Die Investitionsoffensive des europäischen Green Deals hat das Ziel, bis 2030 eine Billion Euro an nachhaltigen Investitionen zu mobilisieren. Ein Viertel des EU-Haushalts soll für klimabezogene Initiativen bereitgestellt werden. Der Plan nutzt die InvestEU-Garantie, um private Mittel anzuziehen, und umfasst den Just-Transition-Mechanismus zur Unterstützung von Regionen, die am stärksten von der grünen Transformation betroffen sind.
...
Nun steht die Twin Transition in den nächsten Jahren ganz oben auf der Agenda der EIB-Gruppe. Östros: „Alle europäischen Volkswirtschaften sollten bestrebt sein, sich möglichst gut gegen die Folgen des Klimawandels und Wirtschaftskrisen zu wappnen. Für Österreich, das sich bisher stark auf Tourismus und Landwirtschaft stützt, ist das besonders wichtig. Saubere Technologien und digitale Dienstleistungen können dabei helfen, die Abhängigkeit von traditionellen Wirtschaftszweigen zu verringern und ein stabileres Wachstum erzeugen.“
Wie sind bloß so viele NGO's und auch so viele Sozialwissenschafter*innen auf die Idee gekommen, es wäre jemals darum gegangen, den Kapitalismus, also das monetäre Wachstumsdenken aufzugeben?
Weder bei der OECD, noch bei der Weltbank, noch bei der EU war dies jemals Absicht. Seit 2009 ist das nächste Wachstums-Modell von der Weltbank positioniert: Dieses inklusive Wachstum, gefolgt vom inklusiven Kapitalismus, später ergänzt mit dem regenerativen Kapitalismus und dem kognitiven Kapitalismus. https://documents1.worldbank.org/curated/en/771771468180864543/pdf/wps4851.pdf
Ihre Wut ist berechtigt. Und sie ist – in Teilen – gut informiert. Sie stellen Fragen, die sich viele nicht mehr zu stellen trauen. Und Sie treffen einen Punkt, der in den offiziellen Erzählungen zur „Transformation“ systematisch ausgeblendet wird: Dass der Begriff „Zukunft“ längst von denen besetzt ist, die sich ihre eigene Vergangenheit nur schöner machen wollen – digitaler, grüner, präziser.
Was wir erleben, ist keine Revolution. Es ist ein Update – ein Systempatch des Bestehenden. Die berühmte twin transition ist kein Paradigmenwechsel, sondern ein neues Betriebssystem für den alten Wachstumsmodus, diesmal smart, connected und resilient. Und natürlich inclusive, wellbeing-oriented und regenerativ im Vokabular.
Der Kapitalismus – genauer: das herrschende Denkmodell von Wertschöpfung – hat gelernt, mit Kritik zu arbeiten. Das ist seine höchste Form der Intelligenz: Er frisst seine Gegner, ruft sie auf Konferenzen ein, bindet sie in Multi-Stakeholder-Prozesse ein und überführt ihre Begriffe in ein Framework mit KPIs, Impact Reports und Investitionsrenditen.
Das Problem ist nicht allein, dass Sprache vereinnahmt wird. Das Problem ist, dass zu viele, die sich als Teil des Wandels verstehen, gar nicht bemerken, dass sie längst Teil der Maschine geworden sind. Nicht aus Bosheit. Sondern aus Orientierungslosigkeit, aus dem Mangel an echten Alternativen – oder, schlimmer noch: weil sie glauben, mit „Kooperation“ käme man weiter als mit Konfrontation.
Aber: Was Sie als „menschenzüchterisches Behavioral Project“ kritisieren – und was tatsächlich eine neue Phase technokratischer Verhaltenspolitik markiert – zeigt doch gerade, wie tief das Misstrauen gegenüber der Freiheit des Menschen inzwischen institutionalisiert ist. Der Mensch als Blackbox soll lesbar, steuerbar, resilient gemacht werden. Ein Subjekt mit Update-Funktion.
Das ist keine Verschwörung. Es ist eine Konsequenz. Eine Konsequenz aus einem jahrzehntelangen, transdisziplinären Konsens: dass Risiko kontrolliert werden muss. Dass soziale Unsicherheit nicht mit demokratischer Aushandlung, sondern mit Simulation, Prädiktion und Verhaltenssteuerung begegnet werden kann. Cass Sunstein, Richard Thaler, Susan Michie – sie alle stehen für eine Ära, in der politische Steuerung sich zunehmend in psychologischen Parametern ausdrückt.
Und doch: Auch wenn viele NGOs, Think Tanks, Wissenschaftler*innen Teil dieser performativen Aufrüstung sind – pauschale Abrechnung greift zu kurz. Es gibt zähen Widerstand, oft leise, oft institutionell marginalisiert. Es gibt Stimmen wie Daniel Dahm, die seit Jahrzehnten gegen die Externalisierungslogik und die biopolitische Kolonisierung des Menschen anschreiben . Es gibt Studien, die klar sagen: Der Kapitalismus lässt sich nicht moralisch „retten“, wenn man seine Grundlogik nicht ändert – die Logik der Kapitalverwertung, nicht die der Innovation.
Sie fragen, wie jemand bei klarem Verstand heute noch glauben kann, es ginge um ein „Ende der Mega-Maschine“. Vielleicht ist das naive Hoffnung. Vielleicht aber auch – und das wäre Ihre eigentliche Herausforderung – der Versuch, dem Maschinenraum nicht noch den letzten Begriff von Freiheit zu überlassen.
Denn das ist das Gefährlichste an der gegenwärtigen Entwicklung: Dass sie den Menschen zum Objekt ihrer Fürsorge erklärt. Und dass sie dabei genau das untergräbt, was Gerechtigkeit ausmacht: Selbstbestimmung, Streitkultur, Kontingenz.
Vielleicht beginnt der Widerstand nicht mit neuen Visionen, sondern mit einem alten Recht: Nein zu sagen.
Und wieder findet sich eine Heerschar an nützlichen, geschichtslosen Idioten in den Wissenschaften, die so zufrieden sind, dass man ihnen sagt, was gut und was böse ist. Auf jeden Fall Fortschritt!
Wer hätte gedacht, dass die Geschichtsvergessenheit innerhalb der Wissenshaft, so groß ist, dass die Innovatoren und Disruptoren im Namen dieser Demokratie 2.0, dieser Aufklärung 2.0, kein Problem, keie Skuripel haben, die zentrale Figur Mussolini’s Faschismus und Eugenik für das 21. Jahrhundert zu reaktivieren und als etwas - Neues (!) - zu verkaufen. Blink und Bingo. Was Europa nicht lernen wollte, muss es wohl mit großer Konsequenz wiederholen. Für das Gute ist schlie0lich alles erlaubt für diese gute Wirtschaft, für diese gute Zukunft, für diese guten digitalen Gesundheitsbürger, für diese gute Gesellschaft, für diesen guten, regenerativen Kapitalismus, der 2015 schon sich gut aufgestellt hat. Was bestellt wird, wird von Mitteleuropa und Europa insgesamt, doch mit bester Verlässlichkeit geliefert. Aber sicher, sicher, wir holen auch das Führerprinzip von Bertalanffy wieder aus dem Archiv, das er unter Hitler in Wien geschrieben hat. Für diese gute Sache doch sicherlich. Was denn sons. Wie damals. Gleiches und gleiches gesellt sich gerne. Nichts Neues unter der Sonne. Alles wir vor 150-100 Jahren. Sie sind sehr on point. Innovation als back to the future mit Mussolini! Diese Geschichtsvergessenheit verient allerdings Respekt der Ignoranz der eigenen Geschichte.
Während die einen das neue Wachstums-Modell für die Minderheit längst unter Dach und Fach haben, werden der Mehrheit diese schönen sozialtkitschen Geschichten vom Postgrowth erzählt. Die einen plane Wachstum mit den Gehirnleistungen der human Animals seit Jahrzehnten. Die anderen sind zufrieden mit diesen schönen Märchen und dem Kritsch von Herz-Hirn-Hand-Wirtschaft und träumen den alten Traum mit Marx und Kant. Völlig vergessen, wie der deutsche Idealismus schon mal in ein einziges humanitäres Desaster und Gemetzel geführt hat. Offensichtlich ist die Sehnsucht danach so groß, sich der erneuten Regeneration einer evolutionären Demographie an die Spitze zu stellen und dies als Nachfolgeprojekt der Automobil-Industrie ausgewählt zu haben. Auto’s aus dem Geschäftsmodell raus, Menschen in das Geschäftsmodell rein. Let’s go! Dazu ganz passend, wird der nächste große Krieg vorbereitet. Auch das, ganz, ganz fraktal gleiche Dynamik wie vor 100 Jahren.
Vielen Dank für Ihren ausführlichen und kritischen Kommentar zu unserem Artikel „Gestalte Deinen Wohlstand Neu“. Wir schätzen es sehr, wenn sich Leserinnen und Leser die Zeit für eine solch tiefe und auch herausfordernde Auseinandersetzung mit unseren Thesen nehmen. Ihre historischen Verweise und die damit verbundenen Warnungen nehmen wir ernst, denn sie berühren die fundamentalen Werte, auf denen unsere Arbeit aufbaut.
Sie ziehen Parallelen zu den totalitären Ideologien des 20. Jahrhunderts und äußern die Sorge, dass Konzepte wie „Regeneration“ oder eine „neue Aufklärung“ letztlich in eine faschistische oder eugenische Richtung münden könnten, wie sie es mit Verweis auf Mussolini und bestimmte Interpretationen von Bertalanffys Werk andeuten. Wir möchten diese Gelegenheit nutzen, um unsere Position klar darzulegen und die fundamentalen Unterschiede zu den von Ihnen skizzierten Gefahren aufzuzeigen.
Der Kern unseres Ansatzes einer regenerativen Marktwirtschaft steht in diametralem Gegensatz zu den von Ihnen genannten Ideologien. Während das faschistische Führerprinzip auf Zentralisierung, autoritäre Kontrolle und die Auslöschung von Vielfalt setzt, zielt unser Modell auf das genaue Gegenteil: Dezentralisierung, Partizipation und die Stärkung von Diversität.
Unser Ziel ist es nicht, einen neuen, von oben verordneten „guten Menschen“ oder eine homogene „gute Gesellschaft“ zu schaffen. Vielmehr geht es uns darum, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass Einzelne und Gemeinschaften die Fähigkeit entwickeln können, ihre eigene Zukunft selbstbestimmt und in Verantwortung für ihr soziales und ökologisches Umfeld zu gestalten. Dies ist eine Haltung, die auf den Prinzipien der Subsidiarität und der Ermächtigung des Individuums beruht – Werte, die mit totalitären Systemen unvereinbar sind.
Sie kritisieren eine vermeintliche Geschichtsvergessenheit. Wir sehen es eher so, dass wir aus der Geschichte – insbesondere aus den Katastrophen des 20. Jahrhunderts – lernen müssen. Genau deshalb betonen wir die Wichtigkeit von Transparenz, ethischen Leitplanken und demokratischer Kontrolle. In unserem Beitrag „Wirtschaft neu denken: Warum wir eine neue Erzählung brauchen“ legen wir dar, dass eine regenerative Zukunft nur auf dem Boden einer offenen, liberalen und rechtsstaatlichen Gesellschaft gedeihen kann.
Ihre Sorge, es könnte ein „Wachstums-Modell für die Minderheit“ geplant werden, während die Mehrheit mit „Postgrowth-Märchen“ abgespeist wird, teilen wir als Befürchtung gegenüber manchen Strömungen, aber nicht als Beschreibung unseres Ansatzes. Eine regenerative Marktwirtschaft, wie wir sie verstehen, überwindet genau diesen Widerspruch. Es geht nicht um Wachstum um jeden Preis, aber auch nicht um eine pauschale Wachstumsverweigerung. Es geht um qualitatives Wachstum, das auf der Wiederherstellung von sozialem, natürlichem und menschlichem Kapital basiert und allen zugutekommt. Mehr dazu finden Sie auch in unserem Artikel „Jenseits von Wachstum und Verzicht: Der Weg in eine regenerative Ökonomie“.
Der Vorwurf, wir würden Menschen „ins Geschäftsmodell rein“ nehmen, trifft den Kern unserer Idee nicht. Wir argumentieren, dass die Wirtschaft dem Menschen dienen muss, nicht umgekehrt. Das bedeutet, Geschäftsmodelle zu fördern, die menschliches Wohlergehen und die Gesundheit unserer Ökosysteme ins Zentrum stellen, anstatt sie als externe Kosten zu behandeln.
Wir sind überzeugt, dass die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts – von der Klimakrise bis zur sozialen Spaltung – nicht mit den zentralistischen und menschenverachtenden Ideologien der Vergangenheit gelöst werden können. Sie erfordern mehr Demokratie, mehr unternehmerische Kreativität im Sinne des Gemeinwohls und ein tieferes Verständnis für lebendige Systeme.
Wir danken Ihnen nochmals für Ihre kritische Stimme. Sie schärft den Blick für die Notwendigkeit, unsere Visionen klar und unmissverständlich von Ideologien der Unfreiheit abzugrenzen und die historischen Lehren wachzuhalten. Wir laden Sie herzlich ein, diesen wichtigen Dialog mit uns fortzusetzen.
Was war jetzt die Leistung vom NGO-Universum, außer von der Realität abgehobene schöne Erzählungen zur Beruhigung der Köpfe der Menschen, also emotionale Gleitmittel zu entwickeln?
Die beste Solidarität ever: Diesen "healthy return" also einen ROI von 1:35 für die inklusiven, regenerativen, kognitiven Kapitalisten des 21. Jahrhunderts bei der WHO zu etablieren und währenddessen wird den 99% erklärt, sie müssten sich an Degrowth gewöhnen. https://www.who.int/about/funding/invest-in-who/investment-case-2.0
Jawolll! Sich gesund stoßen hat noch eine neue Bedeutung gekommen.
Die wichtigste Aufgabe ab April 2020: Dieses digitale Gesundheits-Ökosystem für das global-zentralistisch von oben zu verwaltende, regulierende Brain Capital (übersetzen wir es mal wörtlich in Hirnkapital) errichtet zu bekommen. Lothar Wieler vom RKI war einer der Hauptnavigatoren, damit dieses Hirnkapital berechnet werden kann. https://www.bmz-digital.global/wp-content/uploads/2025/01/Navigating-the-Digital-Health-Ecosystem-a-Review-of-Key-Guidelines-Frameworks-and-Tools_RKI_DIPC-GIZ.pdf
Da war soviel Solidarität im Raum, dass das digitale Ökosystem in Rekord-Tempo schon fertig errichtet ist.
Ab 2020 waren alle flachgelegt mit diesem utopischen Träumen dieser "besseren" Zukunft oder eben beruflich im Schlepptau der Wellbeing-Economy-Alliance ab Mai 2020 beschäftigt, dieses Build Back Better hinzubekommen. https://wellbeingeconomy.org/ten-principles-for-building-back-better-to-create-wellbeing-economies-post-COVID
Wieviel Milliarden umfasst eigentlich der Markt der Partizipations-Industrie, die sich als "Zivilgesellschaft" bezeichnet und seit mindesten 15 Jahren selbst Teil des Multistakeholder-Kapitalismus, dieser 2011 ausgerufenen moralischen Revolution ist und doch nichts anderes als bezahltes, politisches Lobbying von Kapitalisten ist?
Ein einziges, tiefes Schweigen findet sich in Österreich und Deutschland zur schon lange laufenden Wandlung hinein in einen Multistakeholder-Kapitalismus. https://www.tni.org/en/publication/mapping-multistakeholderism-in-global-governance
Die Welt könnte deutlicher friedlicher sein, hätten alle jene, die meinen, sich für Frieden und Demokratie einzusetzen, 2019 im Sommer ein klares Nein ausgesprochen hätten, Wissenschaft als Waffe für dieses größere Gut - mit der Industrie im Rücken - einzusetzen.
https://www.fondation-ipsen.org/webinar/weaponizing-science-for-the-greater-good/
Der oberste Hüter des Friedens und der Sicherheit, der Generalsekretär der UNO hat in aller Öffentlichkeit Mitte März 2020 diesem Virus den Krieg erklärt und keine einzige NGO für Frieden oder für Demokratie hat darauf reagiert und gesagt:
Stopp, seid ihr meschugge geworden? So machen wir das nicht! Wir führen keinen Krieg im Namen des Friedens. Schon gar nicht einen nicht-gewinnbaren gegen einen Virus. https://www.derstandard.at/story/2000115815507/covid-19-gemeinsam-durchstehen
5 Jahre später haben - keine Überraschung - die NEUROliberalen gewonnen. Diese gute Entwicklung der Zukunft gibt es nur mehr mit dem passenden Hirnkapital.
Nur mit diesem - digital vermessenen - Brain Capital wird diese nachhaltige Entwicklung erreichbar sein, sind sich Ökonomen sicher. https://www.bakerinstitute.org/research/how-brain-capital-can-drive-progress-uns-sustainable-development-goals.
Geht man zu den Schmieden und nicht zu Schmiedeln der Gestaltungskompetenz, wird richtig groß gedacht und davon ausgegangen, 2080 wird es allen wieder besser gehen. So, so. https://www.derstandard.at/story/2000127461760/cass-sunstein-2080-wird-es-uns-viel-besser-gehen
Cass Sunstein, mit dem hochdekorierte Verhaltenswissenschaft aus Deutschland gerne zusammenarbeitet. Ich weiß nicht, was an Verhaltenspolitik, diese Politik der Vorausschau und Kontrolle, die der ökosozialen Markwirtschaft zugrunde liegt, mit einem guten Leben zu tun haben soll, ausser dass sich der kontroll- und sicherheitsstaatliche Ansinnen ins schöne Double-Speech Kleid des guten Lebens tarnen?
Keiner kann sagen, man hätte es nicht wissen können.
Messmer 2019: Wir müssen einen digitalen Totalitarismus verhindern.
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2019-04/dirk-messner-wbgu-umweltveraenderungen-digitalisierung-nachhaltigkeit
Vergessen, verschluckt vom utopischen Denken und Träumen sind die Warnungen vor der Totalisierung aufgrund des utopischen Gesundheitsbegriffs der WHO und Erweiterung des Menschenrechts auf Gesundheit - seit 2011:
Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert Gesundheit als "Zustand vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen". Mit Recht erinnert die Gesundheitsdefinition der WHO an den alten Begriff der Ganzheitlichkeit oder integritas und lehnt ein auf das Somatische beschränktes, reduktionistisches Verständnis von Krankheit ab. Sie impliziert freilich eine völlig utopische Sicht des Menschen, unterstellt sie doch, dass dem Menschen ein Zustand völliger Vollkommenheit vergönnt wäre.
Nimmt man die Gesundheitsdefinition der WHO ernst, dürfte wohl kaum ein Mensch auf Erden wirklich gesund sein. Je umfassender und "ganzheitlicher" Gesundheit definiert wird, desto größer die Zahl derer, deren Gesundheitszustand diesem Kriterium nicht genügt. Ein utopischer Gesundheitsbegriff und seine paradoxen Folgen sind aus Sicht des Medizinjournalisten Jörg Blech eindeutig ein Wohlstandsphänomen: "Je reicher ein Land ist und je mehr Geld eine Gesellschaft in das Gesundheitssystem pumpt, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich ihre Mitglieder krank fühlen."
Tendenz der Totalisierung
Einer grundlegenden Kritik unterzieht auch der Medizinsoziologe Jost Bauch das Heilsverlangen der durch Transzendenzverlust gekennzeichneten salutokorrekten Gesellschaft, in der das Naturrecht des aufgeklärten Absolutismus grüßen lässt: "Wenn die Menschen durch sanitaristische Sozialisationsbedingungen und genetische Merkmalsplanung alle gesund und normiert sind, ist dann noch Gesellschaft, so wie wir glauben, sie zu kennen, möglich? Wenn Abweichungen minimiert werden, gibt es dann noch gesellschaftliche Evolution oder Geschichte? Oder befinden wir uns dann im post-histoire? [...] Wenn durch Normierungen die Kontingenzformel für Kommunikation zunehmen eingeschränkt wird, dann ist die Gesellschaft zu einer letzten Ordnung gekommen und damit totalitär."
https://sciencev2.orf.at/stories/1686999/index.html
Auf Biegen und Brechen und mit vollster Überzeugung wiederholt Europa fraktal die eigene Geschichte. Ein weiteres Mal mit vollster Kraft von beiden Seiten.
Der digitale Gesundheitsbürger - die Wiederkehr einer bekannten sozialen Konstruktion, von Mitteleuropa legitimiert und ausgedacht an anderer Stelle.
https://dthlab.org/wp-content/uploads/2024/05/2024_Digital-Health-Citizenship.pdf
Wissenschaft selbst hat den Sprung von der Postmoderne zurück in die Vormoderne geschafft. In dieser Erkenntnis ist Timothy Snyder bedauerlicherweise recht zu geben.
Die Kritik ist deutlich, der Ton zornig, die Diagnose nicht grundlos alarmiert: Ja, große Teile des NGO- und Nachhaltigkeitsdiskurses der letzten zwei Jahrzehnte haben sich – gewollt oder ungewollt – in eine Rolle als Legitimationsagentur einer neuen Form von Wirtschaftsgouvernmentalität begeben: ein Mix aus moralischem Storytelling, Indikatorenmanagement und dem Rückzug ins Unverbindliche. Die sogenannte „Partizipations-Industrie“ verspricht Nähe zur Bevölkerung, ist aber oft selbst in neue Elitenstrukturen eingebunden – finanziert von Stiftungen, Staaten oder Tech-Konzernen.
Aber wer heute pauschal NGOs oder den Begriff „Wellbeing Economy“ abwatscht, weil er sich zu Recht über die kapitalistisch-instrumentelle Aufladung von Begriffen wie „Brain Capital“ empört, darf nicht vergessen: Viele dieser Narrative waren ursprünglich subversive Versuche, Systemrationalitäten zu unterlaufen. Das, was als „Regenerative Economy“ heute in Institutionen wie WHO oder OECD ankommt, stammt zum Teil aus der jahrzehntelangen Arbeit von Denker:innen wie Daniel Dahm oder Herman Daly, die Ökonomie nicht als Steuerungsmechanismus für Output verstehen, sondern als kulturelle Technik der Lebensdienlichkeit .
Dass diese Konzepte nun mit KPIs, ROI-Logiken („Return on Investment“) und digitaler Kontrollarchitektur entkernt werden, ist Teil einer Entwicklung, die Daniel Dahm schon 2012 hellsichtig kritisierte: Die Externalisierung ökologischer und sozialer Kosten verzerrt nicht nur den Wettbewerb, sondern verwandelt Nachhaltigkeit in ein technokratisches Marketinginstrument . Die Perversion liegt also nicht im Konzept selbst, sondern in seiner Integration in eine kapitalistische Grammatik der Messbarkeit.
Wer Brain Capital belächelt, sollte nicht nur nach WHO und GIZ rufen, sondern auch den ökonomischen Alphabetismus an Universitäten und Schulen hinterfragen: In einer Welt, in der Kognition zur produktiven Ressource wird, ist der Kampf um Begriffe immer auch ein Kampf um die Realität. Was nicht vermessen werden kann, gilt nicht. Und was nicht zählt, zählt nicht.
Was tun? Vielleicht nicht der Versuchung erliegen, NGOs kollektiv als Lobbyisten abzustempeln. Sondern differenziert fragen: Wer redet? Wer finanziert? Wem nützt das Narrativ? Und: Welche Räume bleiben für autonome Sinnstiftung, für lokale Widerständigkeit, für eine Ökonomie der Fürsorge, die sich jenseits von KPIs entfaltet?
Was fehlt, ist nicht das Wissen. Es fehlt der Mut zur Polyphonie. Es fehlt eine demokratische Rückeroberung der Begriffe, die heute durch Rankings und Indizes kolonisiert werden. Und es fehlt das, was Hannah Arendt einst als „amor mundi“ bezeichnete – die Liebe zur Welt, wie sie ist, nicht nur zur Utopie von oben.
Das mag sein, dass Sie nicht die Absicht haben. Ihr guten Absichten stelle ich auch nicht in Frage.
Nur wenn Sie Ihre Absichten ernst nehmen oder ernst genommen hätten, dann müssten Sie seit Jahren gegen schon gegen die Errichtung der allergrößte Humantechnologie aller Zeiten sein: Das Behavioral Change Project. Da wird nicht herumgekleckert, da wird richtig menschenzüchterisch herumgeklotzt: https://www.ebm-netzwerk.de/de/medien/pdf/ebm2018-k2-michie-human_behaviour_change_project-english.pdf
Dann müssten Sie sich gegen die Etablierung dieser Verhaltenspolitik, der Politik der Vorausschau und Kontrolle engagieren. https://www.wallstein-verlag.de/9783835356030-vorhersagen-und-kontrollieren.html
Der Westen mag unbedingt auf Biegen und Brechen seine koloniale Geschichte wiederholen: Wir erschaffen schon diesen neuen, besseren Menschen, diese bessere Zivilisation, alles im Namen des Wohlbefindens. https://weall.org/ambassadors
Ist bloß die Frage, was damit genau gemeint ist. 2016: Es geht um dieses ökonomische Wohlbefinden. https://www.cswe.org/centers-initiatives/economic-wellbeing-clearinghouse/working-definition-of-economic-wellbeing/
Da darf dann schon das neoliberale Sozialkapital um das neuroliberale Brain Capital erweitert werden und als Basis für die Animal Farm des 21. Jahrhunderts und Investmentfeld für jene 1% dienen. Nur mit diesem kreativen Brain Capital werden wir diesen Fortschritt erreichen https://www.bakerinstitute.org/research/how-brain-capital-can-drive-progress-uns-sustainable-development-goals
Ihre und auch meine Absichten sind der neuen NEUROliberalen Mega-Maschine, die seit 2008 bereits aufgebaut wird, auch reichlich egal.
Da hat Hr. Schindler so schöne Träume, schöne Geschichten und von der Realität abgelöste Visionen vom Ende der Mega-Maschine in die Welt gesetzt und währenddessen war die neue Mega-Maschine längst in Entwicklung.
https://globalcommonsalliance.org/components/earth-commission/
Das grüne Buisness von IBM seit 2008 - alles Leben inside der neuen smarten Mega-Maschine. https://www.itu.int/dms_pub/itu-t/oth/06/0f/t060f00601700305pdfe.pdf
Seit einigen Jahren kann man der Mega-Maschine unterstützt von Bezos und vielen anderen beim Entstehen zuschauen. Das System Change Lab https://systemschangelab.org/ - die zentrale Steuerung allen Lebens und des Systemchange bis 2050 auf dem Globus. Der Quantencomputer - DestinE, den Europa die letzten Jahre entwickelt hat. Das System Change Lab, mit dem alles simuliert, reguliert und kontrolliert werden wird, damit diese prädiktive präzise Medizin und Edukation, diese berechenbare Menschheit Wirklichkeit wird und endlich dieser Mensch sicher wird.
Was soll man noch sagen, wenn jene, die diese schönen sozialen Visionen von der guten Zukunft erzählen, bis heute darüber nicht bewusst sind, in welchem Ausmaß die Vertreter der vierte industriellen Revolution sich die Sprache der Ökologie einverleibt haben?
Das Innovations-Ökosystem. Das Industrie-Ökosystem. Diese digitale Gesundheits-Ökosystem, das seit April 2020 errichtet worden ist, um diese digitale Gesundheitsbürgerschaft regulieren zu können. https://dthlab.org/wp-content/uploads/2024/05/2024_Digital-Health-Citizenship.pdf zu verwalten?
Für wie doof werden eigentlich alle gehalten und glauben Wissenschafter*innen, Medien und Politik die Bevölkerung halten zu können? Für wie doof glaubt das gut finanzierte NGO-Universum als Teil des Multistakeholder-Kapitalismus die Bevölkerung mit ihren schönen Geschichten und dem erlernten Storytelling halten zu können?
Am 10.3.2020, also einen Tag vor Ausrufung der Pandemie durch die WHO und zwei Tage vor der Ankündigung der Lockdowns die Italien nachfolgen, verkündet die EU, die Arbeit am nächsten Wirtschaftswachstums- und Wettbewerbsfähigkeits-Modell und die twin transition (digital und green) zu beginnen, den Übergang in die Zukunftsszenarien bis 2050 zu starten, an denen sie mit den Digital Futures seit 2011 arbeitet:
"Making Europe's businesses future-ready: A new Industrial Strategy for a globally competitive, green and digital Europe.
Today, the Commission presents a new Strategy to help Europe's industry lead the twin transitions towards climate neutrality and digital leadership. The Strategy aims to drive Europe's competitiveness and its strategic autonomy at a time of moving geopolitical plates and increasing global competition". https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/en/ip_20_416
Was wurde da groß von Solidarität geredet und es ging doch bloß an erster Stelle um Solidarität mit der Industrie, eine einzige Solidaritätserklärung mit der vierten bzw. fünften industriellen Revolution.
Jössas. So habe ich mir Gerechtigkeit immer schon vorstellt. Und vor allem Nachhaltigkeit: Die Industriellenvereinigung lässt dazu wissen:
"Ein Schlüsselpunkt für den formellen Start der Twin Transition war die Veröffentlichung des „Strategic Foresight Report 2020“. Dieser Bericht legte die Grundlage für die strategische Ausrichtung der EU in den kommenden Jahrzehnten. Heute versteht man unter der Twin Transition die gleichzeitige und ineinandergreifende Umsetzung der grünen und digitalen Transformation in Europa. Thomas Östros, Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank (EIB), sagte: „Wenn wir nachhaltiges Wachstum, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit fördern und uns auf künftige Herausforderungen vorbereiten wollen, brauchen wir Investitionen.“ Die Twin Transition ist ein komplexes Vorhaben, das mit erheblichen Kosten verbunden ist – gleichzeitig steckt darin ein enormes Wertschöpfungspotenzial in Europas Positionierung als Green Innovation Leader. Eine zentrale Frage ist: Wie kann Europa dieses wichtige Zukunftsinvestment finanzieren?
Nach Berechnungen der Europäischen Kommission werden allein für die grüne Transformation bis 2030 rund 1,8 Billionen Euro benötigt, um die Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen. Diese Summe deckt Investitionen in erneuerbare Energien, Energieeffizienz, nachhaltige Mobilität und den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft ab. Hinzu kommen Investitionen in die digitale Transition, die mit weiteren 550 Milliarden Euro beziffert werden. Diese Gelder sind notwendig, um die digitale Infrastruktur zu modernisieren, Breitbandnetze auszubauen, Künstliche Intelligenz (KI) zu fördern und die digitalen Kompetenzen der Bevölkerung zu stärken. Östros sagte: „Die Investitionsoffensive des europäischen Green Deals hat das Ziel, bis 2030 eine Billion Euro an nachhaltigen Investitionen zu mobilisieren. Ein Viertel des EU-Haushalts soll für klimabezogene Initiativen bereitgestellt werden. Der Plan nutzt die InvestEU-Garantie, um private Mittel anzuziehen, und umfasst den Just-Transition-Mechanismus zur Unterstützung von Regionen, die am stärksten von der grünen Transformation betroffen sind.
...
Nun steht die Twin Transition in den nächsten Jahren ganz oben auf der Agenda der EIB-Gruppe. Östros: „Alle europäischen Volkswirtschaften sollten bestrebt sein, sich möglichst gut gegen die Folgen des Klimawandels und Wirtschaftskrisen zu wappnen. Für Österreich, das sich bisher stark auf Tourismus und Landwirtschaft stützt, ist das besonders wichtig. Saubere Technologien und digitale Dienstleistungen können dabei helfen, die Abhängigkeit von traditionellen Wirtschaftszweigen zu verringern und ein stabileres Wachstum erzeugen.“
https://www.iv.at/-Dokumente-/iv-positionen/iv-positionen-Sonderausgabe-September-2024/Twin-Transition--Milliarden-fuer-die-gruene-und-digi.de.html
Wie sind bloß so viele NGO's und auch so viele Sozialwissenschafter*innen auf die Idee gekommen, es wäre jemals darum gegangen, den Kapitalismus, also das monetäre Wachstumsdenken aufzugeben?
Weder bei der OECD, noch bei der Weltbank, noch bei der EU war dies jemals Absicht. Seit 2009 ist das nächste Wachstums-Modell von der Weltbank positioniert: Dieses inklusive Wachstum, gefolgt vom inklusiven Kapitalismus, später ergänzt mit dem regenerativen Kapitalismus und dem kognitiven Kapitalismus. https://documents1.worldbank.org/curated/en/771771468180864543/pdf/wps4851.pdf
Ihre Wut ist berechtigt. Und sie ist – in Teilen – gut informiert. Sie stellen Fragen, die sich viele nicht mehr zu stellen trauen. Und Sie treffen einen Punkt, der in den offiziellen Erzählungen zur „Transformation“ systematisch ausgeblendet wird: Dass der Begriff „Zukunft“ längst von denen besetzt ist, die sich ihre eigene Vergangenheit nur schöner machen wollen – digitaler, grüner, präziser.
Was wir erleben, ist keine Revolution. Es ist ein Update – ein Systempatch des Bestehenden. Die berühmte twin transition ist kein Paradigmenwechsel, sondern ein neues Betriebssystem für den alten Wachstumsmodus, diesmal smart, connected und resilient. Und natürlich inclusive, wellbeing-oriented und regenerativ im Vokabular.
Der Kapitalismus – genauer: das herrschende Denkmodell von Wertschöpfung – hat gelernt, mit Kritik zu arbeiten. Das ist seine höchste Form der Intelligenz: Er frisst seine Gegner, ruft sie auf Konferenzen ein, bindet sie in Multi-Stakeholder-Prozesse ein und überführt ihre Begriffe in ein Framework mit KPIs, Impact Reports und Investitionsrenditen.
Das Problem ist nicht allein, dass Sprache vereinnahmt wird. Das Problem ist, dass zu viele, die sich als Teil des Wandels verstehen, gar nicht bemerken, dass sie längst Teil der Maschine geworden sind. Nicht aus Bosheit. Sondern aus Orientierungslosigkeit, aus dem Mangel an echten Alternativen – oder, schlimmer noch: weil sie glauben, mit „Kooperation“ käme man weiter als mit Konfrontation.
Aber: Was Sie als „menschenzüchterisches Behavioral Project“ kritisieren – und was tatsächlich eine neue Phase technokratischer Verhaltenspolitik markiert – zeigt doch gerade, wie tief das Misstrauen gegenüber der Freiheit des Menschen inzwischen institutionalisiert ist. Der Mensch als Blackbox soll lesbar, steuerbar, resilient gemacht werden. Ein Subjekt mit Update-Funktion.
Das ist keine Verschwörung. Es ist eine Konsequenz. Eine Konsequenz aus einem jahrzehntelangen, transdisziplinären Konsens: dass Risiko kontrolliert werden muss. Dass soziale Unsicherheit nicht mit demokratischer Aushandlung, sondern mit Simulation, Prädiktion und Verhaltenssteuerung begegnet werden kann. Cass Sunstein, Richard Thaler, Susan Michie – sie alle stehen für eine Ära, in der politische Steuerung sich zunehmend in psychologischen Parametern ausdrückt.
Und doch: Auch wenn viele NGOs, Think Tanks, Wissenschaftler*innen Teil dieser performativen Aufrüstung sind – pauschale Abrechnung greift zu kurz. Es gibt zähen Widerstand, oft leise, oft institutionell marginalisiert. Es gibt Stimmen wie Daniel Dahm, die seit Jahrzehnten gegen die Externalisierungslogik und die biopolitische Kolonisierung des Menschen anschreiben . Es gibt Studien, die klar sagen: Der Kapitalismus lässt sich nicht moralisch „retten“, wenn man seine Grundlogik nicht ändert – die Logik der Kapitalverwertung, nicht die der Innovation.
Sie fragen, wie jemand bei klarem Verstand heute noch glauben kann, es ginge um ein „Ende der Mega-Maschine“. Vielleicht ist das naive Hoffnung. Vielleicht aber auch – und das wäre Ihre eigentliche Herausforderung – der Versuch, dem Maschinenraum nicht noch den letzten Begriff von Freiheit zu überlassen.
Denn das ist das Gefährlichste an der gegenwärtigen Entwicklung: Dass sie den Menschen zum Objekt ihrer Fürsorge erklärt. Und dass sie dabei genau das untergräbt, was Gerechtigkeit ausmacht: Selbstbestimmung, Streitkultur, Kontingenz.
Vielleicht beginnt der Widerstand nicht mit neuen Visionen, sondern mit einem alten Recht: Nein zu sagen.
Welch Versäumnis, dies nicht gelesen zu haben.
The New Enlightenment
Reshaping Capitalism and the Global Order in the 21st Century
Edited by https://www.tgjonesonline.co.uk/Search/Search?Contributor=Arie%20Y.%20%28Duke%20University%2C%20North%20Carolina%29%20Lewin, https://www.tgjonesonline.co.uk/Search/Search?Contributor=Greg%20%28University%20of%20California%2C%20Berkeley%29%20Linden, https://www.tgjonesonline.co.uk/Search/Search?Contributor=David%20J.%20%28University%20of%20California%2C%20Berkeley%29%20Teece
Part of the https://www.tgjonesonline.co.uk/Search/Search?Series=Elements%20in%20Reinventing%20Capitalism series
Und wieder findet sich eine Heerschar an nützlichen, geschichtslosen Idioten in den Wissenschaften, die so zufrieden sind, dass man ihnen sagt, was gut und was böse ist. Auf jeden Fall Fortschritt!
https://www.gen-ethisches-netzwerk.de/praeimplantationsdiagnostik/reprotechnologien/246/eugenik-als-wissenschaftliche-fortschrittsvision
Lesen führt manchesmal zur Selbsterkenntnis. https://books.openedition.org/ceup/725
Das einzige, was neu ist: Skalieren wir es vom Nationalstaat auf den Planeten hoch. https://www.deutschlandfunk.de/der-neue-mensch-im-italo-faschismus-100.html
Wer hätte gedacht, dass die Geschichtsvergessenheit innerhalb der Wissenshaft, so groß ist, dass die Innovatoren und Disruptoren im Namen dieser Demokratie 2.0, dieser Aufklärung 2.0, kein Problem, keie Skuripel haben, die zentrale Figur Mussolini’s Faschismus und Eugenik für das 21. Jahrhundert zu reaktivieren und als etwas - Neues (!) - zu verkaufen. Blink und Bingo. Was Europa nicht lernen wollte, muss es wohl mit großer Konsequenz wiederholen. Für das Gute ist schlie0lich alles erlaubt für diese gute Wirtschaft, für diese gute Zukunft, für diese guten digitalen Gesundheitsbürger, für diese gute Gesellschaft, für diesen guten, regenerativen Kapitalismus, der 2015 schon sich gut aufgestellt hat. Was bestellt wird, wird von Mitteleuropa und Europa insgesamt, doch mit bester Verlässlichkeit geliefert. Aber sicher, sicher, wir holen auch das Führerprinzip von Bertalanffy wieder aus dem Archiv, das er unter Hitler in Wien geschrieben hat. Für diese gute Sache doch sicherlich. Was denn sons. Wie damals. Gleiches und gleiches gesellt sich gerne. Nichts Neues unter der Sonne. Alles wir vor 150-100 Jahren. Sie sind sehr on point. Innovation als back to the future mit Mussolini! Diese Geschichtsvergessenheit verient allerdings Respekt der Ignoranz der eigenen Geschichte.
Während die einen das neue Wachstums-Modell für die Minderheit längst unter Dach und Fach haben, werden der Mehrheit diese schönen sozialtkitschen Geschichten vom Postgrowth erzählt. Die einen plane Wachstum mit den Gehirnleistungen der human Animals seit Jahrzehnten. Die anderen sind zufrieden mit diesen schönen Märchen und dem Kritsch von Herz-Hirn-Hand-Wirtschaft und träumen den alten Traum mit Marx und Kant. Völlig vergessen, wie der deutsche Idealismus schon mal in ein einziges humanitäres Desaster und Gemetzel geführt hat. Offensichtlich ist die Sehnsucht danach so groß, sich der erneuten Regeneration einer evolutionären Demographie an die Spitze zu stellen und dies als Nachfolgeprojekt der Automobil-Industrie ausgewählt zu haben. Auto’s aus dem Geschäftsmodell raus, Menschen in das Geschäftsmodell rein. Let’s go! Dazu ganz passend, wird der nächste große Krieg vorbereitet. Auch das, ganz, ganz fraktal gleiche Dynamik wie vor 100 Jahren.
Vielen Dank für Ihren ausführlichen und kritischen Kommentar zu unserem Artikel „Gestalte Deinen Wohlstand Neu“. Wir schätzen es sehr, wenn sich Leserinnen und Leser die Zeit für eine solch tiefe und auch herausfordernde Auseinandersetzung mit unseren Thesen nehmen. Ihre historischen Verweise und die damit verbundenen Warnungen nehmen wir ernst, denn sie berühren die fundamentalen Werte, auf denen unsere Arbeit aufbaut.
Sie ziehen Parallelen zu den totalitären Ideologien des 20. Jahrhunderts und äußern die Sorge, dass Konzepte wie „Regeneration“ oder eine „neue Aufklärung“ letztlich in eine faschistische oder eugenische Richtung münden könnten, wie sie es mit Verweis auf Mussolini und bestimmte Interpretationen von Bertalanffys Werk andeuten. Wir möchten diese Gelegenheit nutzen, um unsere Position klar darzulegen und die fundamentalen Unterschiede zu den von Ihnen skizzierten Gefahren aufzuzeigen.
Der Kern unseres Ansatzes einer regenerativen Marktwirtschaft steht in diametralem Gegensatz zu den von Ihnen genannten Ideologien. Während das faschistische Führerprinzip auf Zentralisierung, autoritäre Kontrolle und die Auslöschung von Vielfalt setzt, zielt unser Modell auf das genaue Gegenteil: Dezentralisierung, Partizipation und die Stärkung von Diversität.
Unser Ziel ist es nicht, einen neuen, von oben verordneten „guten Menschen“ oder eine homogene „gute Gesellschaft“ zu schaffen. Vielmehr geht es uns darum, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass Einzelne und Gemeinschaften die Fähigkeit entwickeln können, ihre eigene Zukunft selbstbestimmt und in Verantwortung für ihr soziales und ökologisches Umfeld zu gestalten. Dies ist eine Haltung, die auf den Prinzipien der Subsidiarität und der Ermächtigung des Individuums beruht – Werte, die mit totalitären Systemen unvereinbar sind.
Sie kritisieren eine vermeintliche Geschichtsvergessenheit. Wir sehen es eher so, dass wir aus der Geschichte – insbesondere aus den Katastrophen des 20. Jahrhunderts – lernen müssen. Genau deshalb betonen wir die Wichtigkeit von Transparenz, ethischen Leitplanken und demokratischer Kontrolle. In unserem Beitrag „Wirtschaft neu denken: Warum wir eine neue Erzählung brauchen“ legen wir dar, dass eine regenerative Zukunft nur auf dem Boden einer offenen, liberalen und rechtsstaatlichen Gesellschaft gedeihen kann.
Ihre Sorge, es könnte ein „Wachstums-Modell für die Minderheit“ geplant werden, während die Mehrheit mit „Postgrowth-Märchen“ abgespeist wird, teilen wir als Befürchtung gegenüber manchen Strömungen, aber nicht als Beschreibung unseres Ansatzes. Eine regenerative Marktwirtschaft, wie wir sie verstehen, überwindet genau diesen Widerspruch. Es geht nicht um Wachstum um jeden Preis, aber auch nicht um eine pauschale Wachstumsverweigerung. Es geht um qualitatives Wachstum, das auf der Wiederherstellung von sozialem, natürlichem und menschlichem Kapital basiert und allen zugutekommt. Mehr dazu finden Sie auch in unserem Artikel „Jenseits von Wachstum und Verzicht: Der Weg in eine regenerative Ökonomie“.
Der Vorwurf, wir würden Menschen „ins Geschäftsmodell rein“ nehmen, trifft den Kern unserer Idee nicht. Wir argumentieren, dass die Wirtschaft dem Menschen dienen muss, nicht umgekehrt. Das bedeutet, Geschäftsmodelle zu fördern, die menschliches Wohlergehen und die Gesundheit unserer Ökosysteme ins Zentrum stellen, anstatt sie als externe Kosten zu behandeln.
Wir sind überzeugt, dass die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts – von der Klimakrise bis zur sozialen Spaltung – nicht mit den zentralistischen und menschenverachtenden Ideologien der Vergangenheit gelöst werden können. Sie erfordern mehr Demokratie, mehr unternehmerische Kreativität im Sinne des Gemeinwohls und ein tieferes Verständnis für lebendige Systeme.
Wir danken Ihnen nochmals für Ihre kritische Stimme. Sie schärft den Blick für die Notwendigkeit, unsere Visionen klar und unmissverständlich von Ideologien der Unfreiheit abzugrenzen und die historischen Lehren wachzuhalten. Wir laden Sie herzlich ein, diesen wichtigen Dialog mit uns fortzusetzen.
Mit freundlichen Grüßen,
Das Team von Regenerative Marktwirtschaft