4. THESE: Um innerhalb der planetaren Grenzen bleiben zu können, müssen wir uns die globale Vernetzung zum Zwecke einer lokalen Wertschöpfung zunutze machen
ZIEL: NUTZUNG DER GLOBALISIERUNG FÜR DIE WERTSCHÖPFUNG AUS LOKALEN ÖKOSYSTEMEN UND DIE ÜBER-REGIONALE BEWAHRUNG DER NATUR
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DIE AUSGANGSLAGE:
Die Globalisierung und Vernetzung aller Länder und Volkswirtschaften der Erde nimmt stetig zu. Während der Corona-Krise sind verschiedene Nachteile dieser Form der Globalisierung, insbesondere der Arbeitsteilung und Konzentration verschiedener Produktionsschritte auf sogenannte Billiglohnländer, deutlich geworden.
Diese Art der globalen Organisation führt sowohl zu Abhängigkeiten als auch zu hoher Belastung der Umwelt durch Transport und Logistik, die einerseits meistens nicht im Endpreis der Güter enthalten sind und andererseits direkt zu Umweltschäden durch die exzessive Emission von Treibhausgasen führen.
Die in diesen Ländern stattfindende Ausbeutung von Gesellschaft und Natur, und damit deren fortlaufende Degeneration, stellt einen weiteren negativen Aspekt dieser Form globalen Wirtschaftens dar und basiert auf obsoleten und daher zu verändernden Verhaltensmechanismen.
In einer Zeit, in der der Mensch nichts von der Welt außerhalb des begrenzten Radius unserer Bioregion kannte, musste sich die einzelne lokale Gemeinschaft vor potenziellen Bedrohungen durch stärkere und besser ernährte Gruppen schützen. Sie durfte demzufolge keine Gelegenheit auslassen, sich auf Kosten ihrer eigenen Bioregion, und wenn möglich auf Kosten der Bioregion ihrer Gegenspieler, zu stärken. Hätte sie dies als lokale Gemeinschaft nicht getan, dann hätte eine andere soziale Gruppe die Gelegenheit zur Ausnutzung der zur Verfügung stehenden Ressourcen ergriffen. Schließlich waren die Grenzen derselben fließend.
Die Gruppen, die dies nicht getan haben, gehören nicht zu unseren Vorfahren, weil sie von anderen, “erfolgreicheren”, oftmals sicherlich auch gewissenloseren, verdrängt wurden. Nach dieser Grundregel scheinen WIR auch heute noch trotz globaler Vernetzung zu handeln. Dies ist das Wesen einer multipolaren Falle, welche die Interaktion zwischen Gesellschaften nach wie vor bedingt. Dahinter steckt der Glaube: Wenn man nicht nach diesen Regeln spielt, also die eigene Bioregion nicht bis zum Exzess ausbeutet und sich zudem möglichst weitreichenden Zugang zu fremden Bioregionen zum Zwecke deren Ausschlachtung verschafft, wird man innerhalb der Völkergemeinschaft ökonomisch als Verlierer hervorgehen. Doch wenn WIR dies tun, werden irgendwann alle alles verlieren.
DIE VISION:
Durch globales Wirtschaften und globale Kommunikation haben WIR uns momentan in die Nähe der Position manövriert, in der möglicherweise alle verlieren. Aber WIR haben auch die – bisher theoretischen – Grundbedingungen dafür geschaffen, alle zu Gewinnern zu machen. In diesem Sinne ist die Regenerative Marktwirtschaft weder eine partikularistische und lokal begrenzte Methode des Wirtschaftens noch markiert sie eine Abkehr vom Globalisierungsprojekt.
Vielmehr schenkt uns das Wissen um das globale Geschehen und die planetaren Grenzen, welches der Globalisierung unserer Gesellschaften zu verdanken ist, die Rahmenbedingungen für ein lokales Leben in luxuriöser Suffizienz, und dies nicht nur ohne die Angst vor Überfällen besser genährter Horden. Sie stärkt auch – dank ihres Augenmerks auf die Gesundheit unserer eigenen Bioregion – unsere Sensibilisierung für anders geartete und damit uns fremde Ökosysteme anderer Gesellschaften.
Es gilt also nicht, die Globalisierung zurückzufahren, sondern diese sinnvoll zu nutzen. Entscheidungen, die direkten oder indirekten Einfluss auf den Planeten und die Gesellschaft insgesamt haben, müssen global organisiert werden; sei es die Erhaltung und Nutzung unserer Wälder, der Schutz der Ozeane oder die Emission von Treibhausgasen.
Im Rahmen der Regenerativen Marktwirtschaft wird die Entscheidung für eine lokale oder globale Organisation im Wesentlichen, sofern keine Kriterien für bestimmte Regionen bestehen, anhand der Kalkulation der vollständigen Kosten getroffen. Von der Entwicklung über die Produktion und den Betrieb bis hin zur Wiederverwendung gemäß wirtschaftlichen Prinzipien werden alle Kosten in die Preisgestaltung einbezogen. Dies beinhaltet Rohstoffe, Transport und Lagerkosten sowie Gebrauchs- und Verbrauchskosten und Recyclingkosten. Negative externe Effekte werden auf diese Weise vermieden und die Steuerungsfunktion der Regenerativen Marktwirtschaft deutlich verbessert.
Die Arbeitsteilung, wie von Smith, Hume und anderen Vordenkern der Marktwirtschaft ins Zentrum gestellt, ist ein Ausdruck unseres evolutorischen Vorteils als Spezies: der Kollaboration.
Während die Balance zwischen der Bindung von Macht durch Einzelne oder Gruppen und deren Beitrag zur Gesamtheit in einer kleinen Gruppe durch soziale und kulturelle Mechanismen reguliert und in Balance gehalten werden konnte, so ist dies in einer globalisierten Welt nicht mehr so einfach möglich. Daher stellt das aktive Streben nach kollaborativer Balance auf globaler Ebene eine der wesentlichen Züge einer Regenerativen Marktwirtschaft dar.
EIN BEISPIEL
für diese Art Sensibilisierung im Sinne der Regenerativen Marktwirtschaft und deren Auswirkungen ist die Entwicklung des Avocado-Konsums der letzten Jahre innerhalb Europas. Allein das Wissen um die verheerende Ökobilanz rund um den Anbau und Verkauf dieser Frucht hinsichtlich des hohen Wasserverbrauchs, der negativen Folgen einer intensiven Monokultur-Landwirtschaft und der langen CO2-intensiven Transportwege aus Süd- und Mittelamerika hat viele Menschen dazu bewogen, ihren Konsum dieses Lebensmittels zumindest zu hinterfragen.
Hinzu kommt das Bewusstsein um die politische und humanitäre Dimension des Avocado-Anbaus, wie illegale Abholzung, mangelnde Trinkwasserversorgung der lokalen Bevölkerung, mafiöse und ausbeuterische Arbeitsbedingungen.