1. THESE: Wir müssen so wirtschaften, dass wir heute und in Zukunft ein gedeihliches Leben auf unserem Planeten sichern.
ZIEL: UNSEREM PLANETEN DIENEN – Regenerative Gestaltung anstelle extraktiver Ausbeutung
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DIE AUSGANGSLAGE:
Als Märkte nur auf ihre lokalen physischen Grenzen beschränkt und die Weltbevölkerung noch deutlich kleiner war, konnten die negativen Konsequenzen des wirtschaftlichen Handelns ignoriert werden, indem man das Spielfeld kontinuierlich ausweitete und damit Kosten unwissend externalisierte.
Durch die Entdeckung fossiler Energie als günstigen und leistungsfähigen Ersatz für menschliche Arbeitskraft wurde diese Vorgehensweise zweifach verstärkt. Zum einen in der Geschwindigkeit, in der sie sich ausdehnen und an Macht gewinnen konnte, zum anderen durch den erfolgreichen Einsatz von mechanistisch-reduktionistischen Lösungen für spezifische Probleme unter Ausblendung negativer Konsequenzen.
Begleitet durch die zunehmende Akkumulation von Handlungsmacht in den Händen einiger weniger Akteure entstand die Vorstellung, alle Probleme der Menschheit auf diese Weise lösen zu können.
Nach dem Scheitern der grandiosen und allumfassenden Visionen im Zeitalter der Moderne verwarf die postmoderne Gesellschaft solche Projekte und nahm stattdessen eine Position der Relativierung aller Standpunkte ein, welche in der Fragmentierung des gesellschaftlichen Diskurses mündete.
Dies eröffnete einen scheinbar grenzenlosen Handlungsspielraum, in dessen Konsequenz die Erde sich heute über weite Gebiete hinweg einem entfesselten libertären Turbokapitalismus ausgesetzt sieht, dessen Akteure mehrheitlich und ohne Rücksicht auf die Konsequenzen ihren eigenen Profit in den Mittelpunkt stellen.
Unterstützt durch sich exponentiell beschleunigende technologische Fähigkeiten führt dies zu ebenfalls exponentiell wachsenden Herausforderungen, die als zwei fundamentale Krisen definiert werden können:
Die Krise der drohenden Zerstörung des Planeten als Lebensraum für Flora und Fauna und somit auch des Menschen, verursacht durch ungedämmte Ausbeutung. Sowie die Krise der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich durch die stetig steigende Akkumulation von Kapital in den Händen der oben genannten Akteure. Diese beiden Notstände bedingen einander und sind miteinander verwoben.
Trotz globaler Vernetzung und einem nie zuvor dagewesenen Zugang zu Informationen sieht sich der postmoderne Mensch nicht imstande, diesen beiden Krisen effektiv entgegenzuwirken, da einerseits konstruktives Handeln im Zeitalter der Postmoderne, in dem jedes Gefühl und jeder Gedanke ad absurdum relativiert werden kann, unmöglich wird; und weil andererseits die zunehmende Verteilung von Wissen nicht automatisch mit dem Teilen von Macht einhergeht. Kurz gesagt weiß der postmoderne Mensch zwar um die drohenden Gefahren, es mangelt ihr und ihm jedoch an der Handlungsfähigkeit zur Beseitigung der Missstände. Das resultierende Ohnmachtsgefühl verstärkt die Abwärtsspirale, in der sich die Tragkraft für Leben auf unserem Planeten befindet.
DIE VISION:
Die Metamoderne beschreibt die Synthese der beiden sich scheinbar widersprechenden Prinzipien von ganzheitlicher Vision (Moderne) und zielgerichteter Zerspaltung (Postmoderne) und schafft damit einen Ausweg aus der Krise. Sie integriert beide Ansätze und erlaubt sowohl große Visionen als auch pluralistische Fragmentierung – sie bietet damit die Basis für einen kohärenten Pluralismus.
Und genau auf diesen setzt die Regenerative Marktwirtschaft. Akteure der Regenerativen Marktwirtschaft sind in der Lage, die Grenzen der Tragfähigkeit unseres Planeten, gemeinsame menschliche Werte sowie ihren eigenen Vorteil in Einklang zu bringen. Dank systemischer Betrachtung und Integration können sie gleichzeitig Gewinne für das Ganze und für den Einzelnen anstreben und erzielen.
Diese Betrachtungsweise schließt selbstverständlich die Dimension sozialer Generationen-übergreifender Verträge mit ein. Der Mensch in der Regenerativen Marktwirtschaft sorgt sich nicht nur um das Wohlergehen aktuell lebender Menschen, sondern fühlt sich auch dem Wohlergehen zukünftiger Generationen verpflichtet und handelt in deren Sinne.
In der Regenerativen Marktwirtschaft werden sowohl die Dimension eines wünschenswerten Horizonts für das Leben auf unserem Planeten laufend verhandelt als auch gleichzeitig die Notwendigkeiten der aktuellen Lebenswirklichkeit analysiert und angenommen. Schließlich werden beide miteinander in kongruente Handlungsoptionen verwoben und umgewandelt.
Die anhaltende gesamtgesellschaftliche Diskussion und Definition eines solchen Horizonts versorgt uns mit einem anzustrebenden Ziel, auch wenn dieser Horizont aufgrund seines Wesens zwangsläufig immer in Entfernung bleibt und nie erreicht werden kann. Wenngleich jedoch dessen Konturen nicht eindeutig und klar sind, ist dieser als Idealziel unserem derzeitigen Glauben an die “unsichtbare Hand” des Marktes vorzuziehen, dieser mythischen und mystisch anmutenden Kraft, die uns automatisch die richtige Richtung weisen soll. Anstatt uns passiv von dieser vermeintlich unergründlichen Macht führen zu lassen, ermöglicht uns die Idee eines von uns definierten Horizonts, die Rolle handlungsfähiger und verantwortungsvoller Akteure anzunehmen.
Anders ausgedrückt bedeutet die Regenerative Marktwirtschaft eine mögliche Instanziierung der nächsten Stufe in der Jahrtausende alten Verhandlung darüber, was die letztendliche Wahrheit ist, zu deren Beginn der Mensch Götter erfunden hat, um einen End- und Sinnpunkt in den unendlichen Tiefen des Hinterfragens zu setzen. Später hat man die Götter durch die Naturwissenschaften ersetzt, um die Welt zu erklären. Zuletzt scheinen sich selbst diese der “unsichtbaren Hand” des Marktes als Quelle der letztendlichen Wahrheit untergeordnet zu haben.
Die Regenerative Marktwirtschaft begnügt sich nicht mit den oben genannten Erklärungen, sie nutzt neueste wissenschaftlich Erkenntnisse und Methoden, um die Konsequenzen unseres Handelns von vornherein zu berücksichtigen und ermöglicht den Versuch, den Markt in die Hand zu nehmen und damit die Umstände für gedeihendes Leben in den Mittelpunkt unseres Handelns zu rücken.
EIN BEISPIEL:
Hierfür wurde 2015 in Wales der Well-being of Future Generations Act implementiert (https://www.futuregenerations.wales/). Dabei ist eine unabhängige Kommission mit Vetomacht bezüglich sämtlicher politischen Entscheidungen ausgestattet, sollten diese nicht mit der von der in Wales lebenden Bevölkerung gezeichneten Zukunftsvision im Einklang stehen.
Dies bestärkt den Bürger nicht nur darin, sich aktiv mit der Frage eines wünschenswerten Horizontes auseinanderzusetzen, sondern öffnet der Politik einen Raum für langfristige Planung und Projekte, statt kurzfristigen Wahlzyklen zu gehorchen.