Rückblick auf den 14. Regenerativen Salon Bielefeld
Regeneratives Unternehmertum und der Maschinenbau als Träger einer industriellen Zukunftsmission
Deutschland steht vor einer doppelten Herausforderung: dem Umbau seiner Wirtschaft und der Neuausrichtung seines industriellen Selbstverständnisses. Im Mittelpunkt des 14. Regenerativen Salons, den wir gemeinsam mit OWL Maschinenbau im Rahmen des Projekts CE:FIRE – zirkulär.frugal.regenerativ in Bielefeld gestalten durften, stand daher die Frage, wie wir beides miteinander verbinden können: eine neue Form des Unternehmertums – regenerativ, wertorientiert, zukunftsoffen – und die Reindustrialisierung Deutschlands im Zeichen der Regeneration.
Dass dies nicht nur eine wirtschaftliche, sondern vor allem auch eine kulturelle Frage ist, zeigte sich in den Gesprächen und Diskussionen des Tages sehr deutlich. Wenn wir wollen, dass unsere Wirtschaft nicht mehr nur weniger Schaden anrichtet, sondern aktiv Gutes bewirkt – in Gesellschaft, Natur und Technologie –, dann müssen wir Unternehmertum anders denken. Und wir brauchen eine neue industrielle Mission: Deutschland als globaler Fertigungsstandort für eine post-fossile, dekarbonisierte Materialökonomie.
Was heißt es, mit Weisheit, Mut und Haltung zu handeln?
In meinem Impuls habe ich diese Frage an den Beginn gestellt: Welche Vision braucht das 21. Jahrhundert? Die großen Herausforderungen unserer Zeit – Klima, Ressourcen, soziale Spannungen – lassen sich nicht mehr mit den Mitteln der alten Wirtschaft beantworten. Wir brauchen eine andere Form des Wirtschaftens, eine, die nicht auf Maximierung beruht, sondern auf Ermächtigung. Nicht auf Extraktion, sondern auf Regeneration. Nicht auf Kontrolle, sondern auf Beziehung.
Regeneratives Unternehmertum ist mehr als ein Etikett. Es beschreibt einen Paradigmenwechsel: Wirtschaft wird nicht mehr als Maschine gedacht, sondern als lebendiges System. Unternehmen werden nicht mehr allein an Effizienz gemessen, sondern an ihrer Fähigkeit, echte Wirkung zu entfalten – nach innen wie nach außen. Das erfordert Mut, insbesondere in einem Umfeld, das noch stark auf kurzfristige Kennzahlen und lineare Planbarkeit ausgerichtet ist. Es erfordert Weisheit, weil es keine einfachen Antworten gibt. Und es erfordert Haltung – also den Willen, eine Richtung zu verfolgen, auch wenn sie unbequem ist.
Regeneratives Unternehmertum bedeutet, den unternehmerischen Möglichkeitsraum unter Unsicherheit neu zu gestalten. Es bedeutet, Wertschöpfung nicht nur als Output, sondern als Beziehung zwischen Mensch, Gesellschaft, Natur und Technologie zu verstehen. Es bedeutet, mit Unsicherheit umzugehen – aber dabei klar ausgerichtet zu bleiben.
Die Mondlandung war ein solches Projekt: ambitioniert, gemeinschaftlich, risikobehaftet – und letztlich erfolgreich, weil sie ein klares Ziel hatte. Was wäre unsere Mondlandung heute? Ich bin überzeugt: Es ist die Gestaltung einer Wirtschaft, die nicht weniger zerstört, sondern mehr ermöglicht.
Hier die Präsentation “Regeneratives Unternehmertum: Weisheit, Mut, Haltung, Handeln“
Vom Denken ins Handeln: Drei Wege in die Umsetzung
In den Breakout-Sessions wurde deutlich, dass es für viele Unternehmen keine prinzipielle Ablehnung der Idee einer regenerativen Wirtschaft gibt – wohl aber Unsicherheit, wie ein solcher Weg konkret aussehen kann. Transformation scheitert nicht an fehlender Einsicht, sondern oft am Fehlen von Orientierung, Werkzeugen und Ermutigung.
In meiner Session zu neuen Denk- und Handlungsmustern im regenerativen Unternehmertum wurde spürbar: Unternehmen brauchen einen Zugang zur Umsetzung, der nicht überfordert, sondern befähigt. Transformation geschieht nicht durch Perfektion, sondern durch Machbarkeit.
Diskutiert wurden zentrale Fragen, die viele Unternehmerinnen und Unternehmer derzeit bewegen:
Wie gelingt der Übergang von einem linearen Geschäftsmodell hin zu einer regenerativen Logik?
Wie können Organisationen so aufgestellt werden, dass sie nicht nur Ressourcen nutzen, sondern Potenziale entfalten – bei Menschen, im Umgang mit Materialien, in ihren Wirkungen nach außen?
Wie kann eine wirtschaftliche Perspektive entstehen, die nicht auf Verzicht basiert, sondern auf Re-Growth – also einem Aufbauprozess, der auf echten, langfristigen Werten basiert?
Die Antwort, die sich in der Diskussion abzeichnete, ist eindeutig: Der Schlüssel liegt in einer Haltungsveränderung. Wer die regenerative Logik ernst nimmt, muss sich auf ein anderes unternehmerisches Denken einlassen – eines, das Unsicherheit nicht meidet, sondern gestaltet.
Auch die Sessions von Cornelia Nyssing (Bertelsmann Stiftung) und Almut Rademacher (Marantec Group) machten deutlich: Die operative Umsetzung regenerativer Prinzipien erfordert neue Werkzeuge, neue Formen der Zusammenarbeit und eine andere Kultur des Wirtschaftens.
Cornelia zeigte auf, wie wichtig es ist, unternehmerische Wirkung nicht nur qualitativ zu verstehen, sondern auch messbar und steuerbar zu machen – ohne sie in ihrer Bedeutung zu reduzieren. Welche Tools helfen bei der Wirkungsmessung? Wie lässt sich eine Balance finden zwischen ökonomischer Tragfähigkeit und gesellschaftlicher Verantwortung? Diese Fragen waren zentral in der Diskussion.
Almut wiederum betonte die Rolle von Netzwerken. Transformation, das wurde deutlich, ist kein individuelles Projekt. Sie entsteht dort, wo Unternehmen sich gegenseitig inspirieren, ermutigen und in ihrer Unterschiedlichkeit ergänzen. Kooperation ist nicht Beiwerk, sondern zentraler Hebel einer neuen industriellen Realität.
Maschinenbau als Basis für eine regenerative Reindustrialisierung
Ein zentrales Thema des Salons war die Rolle des Maschinenbaus als Schlüsselbranche für die Neuausrichtung der Industrie in Deutschland. Maschinenbau, so zeigte sich, ist nicht nur Technik – er ist Infrastruktur für das, was möglich wird. Wenn wir eine post-fossile Wirtschaft gestalten wollen, brauchen wir genau dort Innovation: in der Art, wie wir produzieren, verarbeiten, aufbauen, erneuern.
Die deutsche Industrie bringt vieles mit: eine starke mittelständische Struktur, tiefes ingenieurtechnisches Know-how, internationale Marktstellung, Forschungsexzellenz. Was fehlt, ist eine klare politische Mission. Es fehlt eine Industriepolitik, die diese vorhandenen Stärken in eine gemeinsame Richtung lenkt – eine Richtung, die auf Resilienz, De-Karbonisierung, Materialeffizienz und Zirkularität basiert.
Die Chance, die sich daraus ergibt, ist enorm. Deutschland könnte der globale Fertigungsstandort für eine neue Materialökonomie werden. Die industrielle Infrastruktur dafür ist vorhanden. Doch sie braucht eine neue narrative und ordnungspolitische Einbettung – damit Maschinenbau nicht in einem Effizienzparadigma der Vergangenheit verharrt, sondern zu einem Ermöglicher der nächsten industriellen Epoche wird.
Gemeinsame Mission, politische Unterstützung, unternehmerische Haltung
Was wir heute brauchen, ist das Zusammenspiel aus wirtschaftlicher Klarheit, politischer Flankierung und kultureller Orientierung. Ohne eine gemeinsame Mission bleibt jede Strategie Stückwerk. Ohne politische Unterstützung bleiben viele Pioniere auf sich gestellt. Und ohne unternehmerische Haltung fehlt die innere Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.
Die gute Nachricht: All das ist bereits da – nur noch nicht ausreichend verbunden. Der Regenerative Salon hat gezeigt, wie viele Unternehmen, Institutionen und Menschen bereit sind, diesen Weg zu gehen. Was es jetzt braucht, ist der nächste Schritt: mehr Koordination, mehr Mut zur Gestaltung, mehr politischer Wille zur Rahmensetzung.
Danke an alle Mitwirkenden
Ein großer Dank gilt allen, die diesen Tag möglich gemacht und mit Leben gefüllt haben: Besonders an Sarah Keiser und Angelika Kipp von OWL Maschinenbau, die mit viel positiver Energie und Engagement diesen Salon erst möglich gemacht haben. Darüber hinaus natürlich an alle Teilnehmer und die teilnehmenden Unternehmen: die Bertelsmann Stiftung, Marantec Group, Weidmüller, WAGO, ZF Friedrichshafen, PerFact Innovation, Enerly GmbH, GEA Group, die Hochschule Bielefeld, Westfalen Weser Energie, MIT Moderne Industrie Technik, InnoZent OWL, pro Wirtschaft GT und die Gemeinwohl-Ökonomie Deutschland e. V.
Ihr Engagement hat gezeigt: Die regenerative Transformation ist keine ferne Vision – sie beginnt dort, wo Menschen gemeinsam handeln.
Regenerative Grüße
Sebastian Fittko
Treffe uns beim 27. Wittener Kongress für Familienunternehmen
Vom 27.–28. März sind wir beim 27. Kongress für Familienunternehmen in Witten zu Gast. Im Workshop „Regeneratives Unternehmertum: Familienunternehmen als Schlüsselakteure für einen neuen Wohlstand“diskutieren wir, wie Unternehmen zur treibenden Kraft einer regenerativen Wirtschaft werden können.
Mit Julia Ledermann (edding AG) und mir (Sebastian Fittko) im Fokus:
• Re-Industrialisierung – Produktion neu denken: lokal, zirkulär, regenerativ
• Re-Growth – qualitatives Wachstum und Potenzialentfaltung
• #NewWohlstand – Wertschöpfung über acht Kapitalformen hinweg
Familienunternehmen sind prädestiniert für diese Transformation – weil sie langfristig denken, Verantwortung leben und gestalten wollen.
Treffe uns bei der Sustainability Week der IHK in Berlin
Bei der Sustainability Week 2025 in Berlin (24.–27. März) wird die Initiative Regenerative Marktwirtschaft Teil des Programms sein. Gregor Erkel wird die IRM dort vorstellen – im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Gemeinsam nachhaltig Erfolg sichern“.
Mit interaktiven Formaten, Workshops und Diskussionen wird Berlin zur Impact-Hauptstadt. Die Teilnahme ist kostenfrei – und eine Einladung zum Mitgestalten.
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Die Transformation zu einer regenerativen Wirtschaft braucht mutige Ideen, engagierte Menschen und eine starke Gemeinschaft. Unterstütze die Initiative Regenerative Marktwirtschaft (IRM) und setze gemeinsam mit uns Impulse für eine zukunftsfähige Wirtschaft.
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