Impact Investing und regenerative Wirtschaft: Ein Schlüssel zur Überwindung der Polykrisen
Die Dringlichkeit des Wandels und die Chancen der Transformation zu einer regenerativen Wirtschaft
Dieser Artikel, veröffentlicht im “Jahrbuch Impact Investing 2024”, richtet sich an institutionelle Investoren, die nicht nur nach finanziellen Renditen streben, sondern auch positive ökologische und soziale Effekte erzielen wollen. Angesichts der zunehmenden globalen Krisen wird die Rolle von Impact Investing immer wichtiger, um eine Transformation hin zu einer regenerativen Wirtschaft zu ermöglichen. In dieser Ausgabe beleuchten wir, wie regenerative Ansätze und gezielte Investitionen zur Überwindung der multiplen Herausforderungen unserer Zeit beitragen können.
Autor: Sebastian Fittko, Mitgründer und Vorstand der Initiative Regenerative Marktwirtschaft (IRM) und im Vorstand der Bundesinitative Impact Investing.
Wandel als Chance: Von der Krisenbewältigung zur Gestaltung einer regenerativen Wirtschaft
Inmitten der beschleunigenden ökologischen Krisen unserer Zeit scheint es fast überflüssig, die Dringlichkeit des Wandels zu betonen. Der Earth Overshoot Day, der Tag, an dem wir die Ressourcen eines Jahres aufgebraucht haben, steht für die Überforderung unseres Planeten durch übermäßigen Ressourcenverbrauch weit über dessen Regenerationskapazitäten hinaus. Doch statt weiter darauf hinzuweisen, warum wir handeln müssen – was längst jedem bewusst sein sollte – wählen wir hier einen anderen Ansatz.
Die zweite Motivation zu handeln liegt im Erkennen der Chancen, die jeder Wandel bietet. Es geht nicht nur darum, Schäden zu begrenzen oder Probleme zu verwalten, sondern um das Erschaffen neuer, positiver Realitäten. Wandel birgt stets Möglichkeiten für Unternehmer, Investoren und die Gesellschaft als Ganzes. Lasst uns gestalten, statt verwalten! Unternehmer wie Gottlieb Daimler, Robert Bosch und Carl von Linde haben Transformation unternehmerisch gestaltet und nicht den Status quo verwaltet.
Stellen wir uns eine Wirtschaft vor, die nicht nur weniger Schaden anrichtet, sondern aktiv Gutes tut. Eine Wirtschaft, die unsere Lebensgrundlagen nicht nur bewahrt, sondern regeneriert. Hier kommt das Konzept von Kate Raworth der Doughnut Economics ins Spiel, das als Rahmen für nachhaltiges und gerechtes Wirtschaften dient. Es ist ein Modell, das wirtschaftlichen Erfolg innerhalb planetarer Grenzen und sozialer Grundlagen ermöglicht und damit die Basis für eine regenerative Wirtschaft schafft.
Impact Investing kann hier eine Schlüsselrolle einnehmen! Es richtet den Fokus auf Investitionen, die nicht nur finanzielle Renditen, sondern auch messbare positive ökologische und soziale Effekte erzielen. Es eröffnet Investoren die Chance, Teil der Lösung zu sein und gleichzeitig nachhaltige Rendite zu erzielen.
Lasst uns gemeinsam unternehmerisch die Chancen ergreifen, die in der Transformation liegen, und eine Wirtschaft aufbauen, die sowohl für die Menschen als auch für den Planeten arbeitet.
Regeneratives Wirtschaften für einen neuen generationengerechten Wohlstand
Wirtschaft neu denken – das ist keine Option mehr, sondern eine Notwendigkeit. Doch in jeder Notwendigkeit steckt eine Chance, die es zu erkennen gilt. Die Vorstellung, dass Ökonomie und Ökologie getrennte Sphären seien, ist überholt und gefährlich. Wirtschaftlicher Erfolg muss im Einklang mit der Natur geschehen, sie nicht ausbeuten, sondern fördern und erneuern.
Die Regenerative Wirtschaft zielt genau darauf ab. Sie fordert nicht nur Nachhaltigkeit, sondern die aktive Verbesserung unserer natürlichen und sozialen Lebensgrundlagen. Dies geht weit über herkömmliche ESG Verständnis hinaus und betont die Notwendigkeit einer positiven, regenerativen Wirkung. Die Initiative Regenerative Marktwirtschaft (IRM), inspiriert von Vordenkern wie Daniel Dahm, John Fullerton, Kate Raworth, Carol Sanford und Daniel Christian Wahl, strebt eine Wirtschaft an, die systematisch restauriert, was zerstört wurde, und das regenerative Potenzial des Lebendigen entfaltet. Die IRM möchte mit ihrem Leitbild eine positive Erzählung der Zukunft bieten, die zu einem neuen Pioniergeist und Unternehmertum inspiriert, statt uns durch Angst und Populismus in eine Zukunft zu führen, die ein gutes Leben für unsere Kinder und Enkelkinder verunmöglichen wird.
Im Mittelpunkt dieser Vision steht die Entfaltung der natürlichen, regenerativen Potenziale der Natur, des Menschen und unserer wichtigsten Energiequelle – dem einzigen funktionierenden Fusionsreaktor, der Sonne. Durch die Wiederherstellung und Verbesserung von Ökosystemen sowie die Förderung menschlicher Kreativität und Gemeinschaft können neue, net-positive Wertschöpfungen entstehen. Dies bedeutet, dass wirtschaftliche Aktivitäten nicht nur die Umweltbelastung minimieren, sondern tatsächlich mehr Ressourcen schaffen, als sie verbrauchen.
Ein gutes Beispiel ist Carbonauten, ein junges deutsches Unternehmen, das CO₂-Emissionen reduziert und regenerative Wertschöpfung schafft. Carbonauten produziert Biokohle aus Biomasse, die CO₂ dauerhaft bindet und als nachhaltiger Ersatz für fossile Kohlenwasserstoffe in der Wertschöpfungskette dient. Mit innovativen Geschäftsmodellen, die auf Kreislaufwirtschaft und Kohlenstoffnegativität setzen, zeigt Carbonauten, wie Unternehmen aktiv zur Regeneration beitragen können. Solche Beispiele verdeutlichen, dass Investitionen in regenerative Unternehmen nicht nur ethisch und ökologisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich erfolgreich sind.
Für Investoren eröffnet sich hier ein weites Feld. Impact Investing ermöglicht es, in Projekte zu investieren, die nicht nur finanzielle Renditen bieten, sondern auch messbare positive ökologische und soziale Wirkungen haben. Banken wie die GLS Bank und die Triodos Bank zeigen, wie solche Investitionen umgesetzt werden können, indem sie gezielt Transformationsprojekte finanzieren. Impact Venture Capital Funds wie Planet A Ventures und Accelerator Programme wie die Impact Factory von Anthropia unterstützen zudem innovative Start-ups, die auf regenerative Wertschöpfung setzen. Dies bietet nicht nur weniger Risiken, sondern erhöht auch die Resilienz der Investitionsportfolios im Kontext der globalen Polykrise.
Diese Ansätze und Modelle zeigen, dass wir am Beginn einer großen Transformation stehen, in der Wirtschaft, die Natur nicht länger als bloße Ressource betrachtet wird, die es auszubeuten gilt. Stattdessen wird sie als Partner gesehen, dessen Potenziale es zu entwickeln gilt, um wahres nachhaltiges Wirtschaften zu ermöglichen. Es liegt an uns, diese Chance zu ergreifen und aktiv mitzugestalten. In Impact und regeneratives Wirtschaften zu investieren heißt, finanzielle Mittel für einen guten Zweck und Renditen zu nutzen, statt Geld als von der Realität entkoppelten Selbstzweck zu sehen.
Praktische Ansätze und Beispiele aus Deutschland
Die regenerative Wirtschaft bietet nicht nur eine theoretische Vision, sondern wird bereits heute in Deutschland praktisch umgesetzt. Unternehmen und Investoren zeigen, wie regenerative Ansätze funktionieren und positive Auswirkungen haben.
Ein zentraler Bereich ist die Förderung regenerativer Landwirtschaft. Die Münchner Landbanking Group entwickelt eine Plattform, die Landwirte belohnt, die auf regenerative Praktiken setzen. Durch die Nutzung ihrer “Nature Equity” können Landbesitzer ihre ökologischen Verbesserungen in handelbare Vermögenswerte umwandeln. Dies fördert nachhaltige Landnutzung und bietet neue Einkommensströme für Landwirte.
Ein weiteres Beispiel ist das Start-up neu.land mit der Konsumenten Marke Ela Mo, das Rucksäcke und Taschen herstellt. Ela Mo setzt auf nachhaltige Materialien und kreislauforientierte Produktion. Durch den Einsatz von recycelten Stoffen und die Minimierung von Abfällen zeigt das Unternehmen, wie man funktionale und umweltfreundliche Produkte entwickeln kann. Die Finanzierung von Unternehmen wie neu.land durch Impact Investing trägt zur Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle bei und unterstützt die Entwicklung einer regenerativen Wirtschaft.
Auch Banken wie die GLS Bank und die Triodos Bank sind als Finanzierer nachhaltiger Transformationsprojekte von großer Bedeutung. Sie bieten spezielle Finanzierungsmodelle, die auf die Bedürfnisse von Unternehmen zugeschnitten sind, die regenerative Ansätze verfolgen. Die GLS Bank unterstützt beispielsweise durch ihr Nachhaltigkeitskreditprogramm Unternehmen wie den Bio-Pionier Alnatura. Ebenso fördert die Triodos Bank das Projekt “Landwirtschaft für Morgen”, das regenerative Agrarpraktiken vorantreibt.
Fonds wie Revent, Planet A Ventures und Extantia spielen eine entscheidende Rolle, indem sie in junge Unternehmen investieren, die ökologische und soziale Herausforderungen mit innovativen Geschäftsmodellen angehen. Die Impact Factory von Anthropia bietet zusätzlich ein Accelerator-Programm und baut einen Pre-Seed-Fonds (Anthropia Ventures) auf, um gezielt Start-ups zu finanzieren, die nicht Exit orientiert sein müssen. Diese Start-ups haben möglicherweise ein geringeres kurzfristiges Renditepotenzial, erwirtschaften aber durch ihre langfristige Orientierung sichere Renditen und schaffen gleichzeitig positive Wirkungen.
Blended Finance ist ein entscheidendes Konzept, das öffentliche und private Mittel kombiniert, um Investitionen in nachhaltige Projekte zu erleichtern. Staatliche Investitionsprogramme können das Risiko für private Investoren senken und mehr Kapital mobilisieren. Besonders relevant ist dies für große Infrastrukturprojekte, die eine fossilfreie Materialwirtschaft fördern. Durch Blended Finance können Anlagen wie die von Carbonauten, die CO₂ in Biokohle und in Rohstoffe für die Industrie umwandeln, in Deutschland statt in China entstehen – wo eine Finanzierung aktuell einfacher zu realisieren ist als bei uns! Dies sichert Know-how und schafft Arbeitsplätze im eigenen Land.
Diese Beispiele zeigen, dass die regenerative Wirtschaft in Deutschland nicht nur eine theoretische Möglichkeit ist, sondern bereits praktisch umgesetzt wird. Strategische Investitionen und innovative Finanzierungsmodelle machen den Wandel hin zu einer nachhaltigen und generationengerechten Wirtschaft möglich. Investoren können nicht nur finanzielle Renditen erzielen, sondern auch aktiv zur Lösung globaler Herausforderungen beitragen. Impact Investing wird so zu einem mächtigen Werkzeug für die Gestaltung einer guten Zukunft.
Verantwortungsvoll investieren für eine generationengerechte Zukunft
Geld und Vermögen sind Mittel, um eine Wirtschaft und Gesellschaft zu gestalten, die uns und zukünftigen Generationen gerecht wird. Dies ist unsere unternehmerische Verantwortung – auch in der Anlage von Geld. Investieren wir in eine regenerative Wirtschaft, die unsere natürlichen und sozialen Grundlagen verbessert und nicht nur weniger schadet, sondern aktiv Gutes tut. Geld als Selbstzweck zu betrachten oder lediglich mehr Geld zu generieren, ohne die Zukunft aktiv und positiv zu gestalten, ist degenerativ, naiv und verantwortungslos. Jetzt ist die Zeit, bewusst und verantwortungsvoll zu investieren, um eine gute Zukunft für uns, unsere Kinder und Enkelkinder zu schaffen.
Ein Aufruf: Gestalte die regenerative Transformation mit uns mit!
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SPENDENKONTO
Initiative Regenerative Marktwirtschaft e.V.
Berliner Volksbank
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