GITA Master Series Episode No.5 – Timothée Parrique
Der Weg zu nachhaltigem Wohlstand: Decoupling entlarven und De-Growth verstehen
Auf der Suche nach einer nachhaltigen Zukunft bringt die Initiative für Regenerative Marktwirtschaft Experten, Forscher und politische Entscheidungsträger zusammen, um die vorherrschenden Wirtschaftstheorien zu diskutieren und zu hinterfragen. In der neuesten Folge in Zusammenarbeit mit der GITA Master Series beleuchtet Timothée Parrique, ein ökologischer Makroökonom und Forscher, das Konzept des De-Growth und widerlegt die Vorstellung einer Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Umweltauswirkungen. Dieser Artikel befasst sich mit den wichtigsten Erkenntnissen, die während der Veranstaltung vermittelt wurden, und untersucht das Potenzial einer Postwachstumsökonomie für die Erreichung von Nachhaltigkeit und Wohlergehen.
Verständnis von Degrowth
De-Growth oder Décroissance wurde 2002 in Frankreich zu einem kritischen Paradigma und hat sich seitdem als eigenständige Denkschule etabliert. Es umfasst eine demokratisch geplante Verkleinerung von Produktion und Konsum, um Umweltbelastungen zu verringern, Ungleichheit zu reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern. De-Growth darf nicht mit einer zufälligen Rezession verwechselt werden, sondern ist eine bewusste und strategische Entscheidung zur Verlangsamung der Wirtschaft auf der Grundlage der Prinzipien von Demokratie, Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und Wohlstand.
Entlarvung von Entkopplung und grünem Wachstum
Eine vorherrschende Idee ist, dass Länder grünes Wachstum erreichen können, indem sie ihre Kohlenstoffemissionen reduzieren und gleichzeitig ihr Wirtschaftswachstum fortsetzen. Timothée Parrique stellt diese Vorstellung jedoch in Frage und betont, dass die Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Umweltauswirkungen schwer zu erreichen ist. Er verweist auf das Konzept des Durchsatzes, d. h. des Flusses natürlicher Ressourcen durch die Weltwirtschaft, aus dem hervorgeht, dass sich Länder wie die USA in einem Zustand des Overshoot befinden. Eine bloße Reduzierung der Emissionen um einen kleinen Prozentsatz pro Jahr macht das Wachstum weder grün noch langfristig nachhaltig. Der Schwerpunkt sollte sich auf das Erreichen einer umfassenden systemischen Nachhaltigkeit verlagern, die alle Umweltschwellenwerte und nicht nur die Treibhausgasemissionen berücksichtigt.
Ungleichheit und Wohlergehen
Um den ökologischen Fußabdruck wirksam anzugehen, ist es wichtig, die Beziehung zwischen Ungleichheit und ökologischem Overshoot zu verstehen. Die Herausforderung ist für jedes Land und jeden Einzelnen unterschiedlich, da die Notwendigkeit, Produktion und Verbrauch zu reduzieren, proportional zum ökologischen Overshoot eines Landes ist. Außerdem sollten die Umweltbelastungen sowohl auf nationaler als auch auf individueller Ebene berücksichtigt werden. Die wohlhabendsten Menschen tragen erheblich zu den weltweiten Emissionen bei, während die Schwächsten die Hauptlast der Umweltbelastung tragen. Ungleichheit ist nicht nur im Hinblick auf die Wirksamkeit, sondern auch auf die Fairness von Bedeutung, da die Bekämpfung der Emissionen der obersten 10 % zu einer stärkeren Reduzierung und größeren Widerstandsfähigkeit führen kann.
Die imperiale Lebensweise
Timothée Parrique betont, dass das Wirtschaftswachstum in hohem Maße von der Aneignung von Energie, Ressourcen und Arbeitskräften aus Regionen abhängt, in denen diese leicht verfügbar sind. Die imperiale Lebensweise führt zu globaler Ungerechtigkeit, wo Überkonsum, Ressourcenausbeutung und die Beherrschung des globalen Südens durch den globalen Norden vorherrschen. Solche Ungleichheiten sind auch innerhalb von Ländern zu beobachten, wo eine Minderheit unverhältnismäßig stark zu den Emissionen beiträgt. Um den Umweltbelastungen entgegenzuwirken, müssen die Quellen der Belastung ermittelt und gezielt angegangen werden, wobei der Schwerpunkt auf denjenigen liegt, die über die Mittel und die Fähigkeit verfügen, ihr Verhalten und ihren Lebensstil radikal zu ändern.
Wohlbefinden als Maßstab für Erfolg
Das Streben nach Wirtschaftswachstum als primärer Maßstab für Wohlstand wird durch das Konzept des Wohlbefindens in Frage gestellt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) allein reicht nicht aus, um die Lebensqualität zu erfassen. Beispiele aus Ländern wie Costa Rica und Mauritius zeigen, dass eine hohe Lebensqualität mit einem geringeren ökologischen Fußabdruck erreicht werden kann. Eine Verlagerung des Schwerpunkts auf die Abkopplung des Wohlbefindens von Umweltbelastungen und die Annahme einer umfassenderen Definition von Nachhaltigkeit kann den Weg für eine Postwachstumswirtschaft ebnen.
Umdenken in der Wirtschaft
Das derzeitige Wirtschaftssystem ist auf die Maximierung von Finanzindikatoren wie Einkommen, Gewinne und BIP ausgerichtet. Dieses Paradigma stärkt die Kapitalakkumulation und ist daher mit den Zielen von Degrowth und Nachhaltigkeit unvereinbar. Der Übergang zu einer Postwachstumsökonomie erfordert eine Neuformulierung der Regeln und eine Anpassung des Systems Der Übergang zu einer Postwachstumsökonomie erfordert eine Neuformulierung der Regeln und eine Anpassung des Systems, um Nachhaltigkeit und Wohlbefinden in den Vordergrund zu stellen. Dies erfordert eine Neudefinition von Erfolg jenseits enger wirtschaftlicher Maßstäbe und eine Konzentration auf ganzheitliche Indikatoren, die soziale, ökologische und kulturelle Dimensionen umfassen. Das Streben nach Wohlbefinden sollte Faktoren wie den Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung, sauberer Luft und sauberem Wasser, sozialen Zusammenhalt und die Erhaltung der biologischen Vielfalt einschließen.
Lokalisierung und Widerstandsfähigkeit der Gemeinschaft
Degrowth-Befürworter betonen, wie wichtig es ist, die Wirtschaft zu lokalisieren und die Abhängigkeit von globalen Lieferketten zu verringern. Dieser Wandel ermöglicht es den Gemeinden, die Kontrolle über ihre Ressourcen zurückzugewinnen, fördert eine diversifizierte und widerstandsfähige lokale Wirtschaft und stärkt die sozialen Beziehungen. Durch die Förderung lokaler Produktion und lokalen Konsums können Gemeinden die Ressourcenentnahme minimieren, die Kohlenstoffemissionen aus dem Verkehr reduzieren und sinnvollere und erfüllendere Beschäftigungsmöglichkeiten schaffen.
Umverteilung von Arbeit und Zeit
In einer Postwachstumsökonomie muss der Begriff der Arbeit neu definiert werden. Anstatt den Schwerpunkt auf endlose Produktivität und Konsum zu legen, ist eine Konzentration auf kürzere Arbeitszeiten, Freizeit und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben von entscheidender Bedeutung. Eine Neuverteilung der Arbeitszeiten und mehr Freizeit können sich positiv auf die Gesellschaft und die Umwelt auswirken. Sie ermöglichen es dem Einzelnen, Aktivitäten nachzugehen, die das persönliche Wohlbefinden, die Beteiligung an der Gemeinschaft und die ökologische Verantwortung fördern.
Demokratisierung der Entscheidungsfindung
Der Übergang zu einer Postwachstumsökonomie erfordert eine Demokratisierung der Entscheidungsprozesse, um sicherzustellen, dass alle Stimmen gehört und vertreten werden. Dazu gehört die Einbeziehung von Gemeinschaften, Basisorganisationen und Randgruppen in die Gestaltung von Politiken und Strategien für eine nachhaltige Zukunft. Die Demokratisierung geht über den wirtschaftlichen Bereich hinaus und umfasst auch die Regierungsführung, die Ressourcenverteilung und die Verteilung der Macht, um eine gerechtere und partizipativere Gesellschaft zu schaffen.
Bildung und kulturelle Transformation
Die Bildung spielt eine entscheidende Rolle beim Übergang zu einer Postwachstumsökonomie. Es ist wichtig, kritisches Denken, ökologische Kompetenz und ein Verständnis für die Zusammenhänge zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt zu fördern. Ein kultureller Wandel ist ebenso wichtig, da gesellschaftliche Normen und Werte die Konsummuster und Verhaltensweisen prägen. Durch die Förderung von Werten wie Suffizienz, Kooperation und ökologischem Bewusstsein kann ein kultureller Wandel den Übergang zur Nachhaltigkeit unterstützen.
Schlussfolgerung
Der Diskurs über Degrowth stellt das vorherrschende Narrativ in Frage, dass wirtschaftliches Wachstum von der Umweltzerstörung abgekoppelt werden kann. Die Erkenntnisse von Timothée Parrique machen deutlich, wie dringend es ist, unser Wirtschaftsmodell zu überdenken und Degrowth als Weg zu Nachhaltigkeit und Wohlstand zu begreifen. Der Übergang zu einer Postwachstumsökonomie erfordert eine Neudefinition von Erfolg, die Bevorzugung lokaler und widerstandsfähiger Gemeinschaften, die Umverteilung von Arbeit und Zeit, die Demokratisierung von Entscheidungsprozessen sowie die Förderung von Bildung und kulturellem Wandel. Indem wir uns diese Prinzipien zu eigen machen, können wir eine Zukunft schaffen, die die planetarischen Grenzen respektiert, Ungleichheit bekämpft und das Gedeihen sowohl menschlicher als auch ökologischer Systeme in den Vordergrund stellt. Die Zeit zum Handeln ist gekommen, und die Degrowth-Bewegung bietet einen transformativen Weg zu einer nachhaltigeren und gerechteren Welt.
Aufbruch zu einem enkelfähigen Wirtschaften
Wir als Initiative Regenerative Marktwirtschaft freuen uns mit Dir die Erkundung, den Diskurs und die Gestaltung einer enkelfähigen Wirtschaft für ein gedeihliches Leben zu gestalten. Du willst als Gründungspartner, Förderpartner, Spender oder Gestalter einen wirksamen Beitrag leisten, dann setze Dich gerne mit unserem Vorstand Sebastian Fittko in Kontakt.