Unsere Veranstaltungsreihe "Regenerativer Salon" wächst exponentiell! Nach jedem Salon gibt es wenigsten zwei neue Anfragen für einen neuen Salon.
Letzte Woche haben wir am Vorabend des IMPACT FESTIVALs in Offenbach unseren 3. Regenerativen Salon zusammen mit dem lokalen Gastgeber INNOVATIONEERS, mit Jan Schmirmund und Team, zum Thema „Regeneration in Aktion“ veranstaltet. Wir hatten insgesamt 20 Teilnehmer aus der weiteren Umgebung von Offenbach zu Gast und Torsten Becker von den Carbonauten mit einem Impulsvortrag zu seinem beeindruckenden regenerativen Unternehmen.
Die Carbonauten
Carbonauten bietet ein innovatives System, das CO2-Emissionen und Kosten in verschiedenen Industrien reduziert. Mit ihrem speziellen NET-Materials® nutzen sie Biokohlenstoffe, die bis zu 3,3 Tonnen CO2 pro Tonne speichern können. Neben der Produktion erneuerbarer Energie und biochemischer Produkte verkauft das Unternehmen CO2-Zertifikate. Durch die effiziente Verwertung von Biomasse plant Carbonauten bis 2030, an über 100 globalen Standorten fossile Materialien zu ersetzen, dabei erhebliche Mengen an Klimagasen zu reduzieren und einen Umsatz von mindestens 2 Milliarden Euro zu erzielen. Ein Teil der Gewinne fließt zudem in soziale und ökologische Projekte.
Torsten hat uns einen spannenden Einblick in die Ursprünge und Technologie der Carbonauten gegeben. Er hat zudem klar Stellung bezogen zur zurückhaltenden Haltung von Investoren, in neue Technologien zu investieren, die revolutionäre Wege in der Kreislauf- und Materialwirtschaft ermöglichen. Auch hier geht es in China schneller, sowohl was Investitionen und Genehmigungsverfahren angeht. Wir reden ständig von Deindustrialisierung, aber wenn eine neue regenerative Industrie entstehen kann, dann stehen wir auf der Bremse. Man stelle sich vor, wir hätten 1885 auf die Kutschenmacher und Kutscher gehört 🤯.
Fragestellungen der Breakout Sessions
Unsere Breakout-Sessions haben sich mit drei zentralen Fragen beschäftigt:
1️⃣ Unter welchen Bedingungen können regenerative Unternehmen gedeihen?
2️⃣ Wie können wir die Entwicklung einer regenerativen Wirtschaft fördern?
3️⃣ Wie können wir Unternehmen davon überzeugen, die Herausforderungen einer regenerativen Transformation wirklich anzunehmen?
1. Unter welchen Bedingungen können regenerative Unternehmen gedeihen?
– Kai Malkwitz, Initiative Regenerative Marktwirtschaft
Nahe liegende Rahmenbedingungen
In unserer Breakoutgruppe haben wir die Frage erörtert, unter welchen Rahmenbedingungen sich eine regenerative Wirtschaft entwickeln und gedeihen kann?
Ein radikaler Wandel: Abweichungen von der aktuellen Realität
Es ging uns also in erster Linie darum, eine Zielvorstellung zu erarbeiten, von der quasi aus der Zukunft zurückblickend eine Strategie entwickelt werden kann, wie der Weg dorthin aussehen könnte. Schnell waren einige Rahmenbedingungen gefunden, welche sich teilweise stark von der aktuellen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Realität unterscheiden.
Die regenerative Bilanz: Politik trifft Wirtschaft
Auf politischer Ebene ist es notwendig, das Prinzip der Regeneration in den Kern des wirtschaftlichen Erfolgs, also der Profitabilität der Unternehmen zu lenken. Wir nennen es die regenerative Bilanz (regenerative balance sheet), welche das Handeln eines jeden Unternehmens insgesamt inkl. aller Externalitäten einbezieht. Dann werden auch automatisch Kapitalausstattung bzw. Finanzströme in diese Richtung gelenkt
Bildung als Schlüssel zur Transformation
Damit ein Umdenken auf breiter Ebene überhaupt und vor allem in hinreichender Geschwindigkeit stattfinden kann, ist es auf gesellschaftlicher Ebene notwendig, allen Menschen die Möglichkeit zu geben, daran teilzuhaben. Dies beginnt bei einer Neuorientierung der Bildung hin zu mehr Selbstverantwortung und gleichzeitiger Toleranz von Unterschiedlichkeit und Akzeptanz von Fehlern (neue Fehlerkultur).
Dies führt in der Konsequenz zu einem neuen Narrativ für Wohlstand und individuellen Erfolg, welcher sich weniger an monetärem Erfolg oder an Macht orientiert, sondern den Wohlstand als Wohlbefinden in Verbundenheit definiert. So kann letztlich auch eine Unternehmenskultur ausgebildet werden, die aus sich heraus regenerativ wirkt
Zugrunde liegende Prinzipien
Die Diskussion, wie diese Rahmenbedingungen zu erreichen sind, führte uns zu den Prinzipien, an denen eine regenerative Wirtschaft und Gesellschaft sich orientieren kann.
Dies sind in erster Linie eine Neu-Gewichtung der Dimensionen Konkurrenz und Kooperation. Wird der Kooperation deutlich mehr Raum gegeben, so kann sich daraus eine starke Kraft der Transformation ergeben. Maximale Transparenz im Handeln sowie das Teilen von Wissen ermöglichen Verbundenheit und sinnvolles Handeln in einem komplexen Umfeld.
Diese Prinzipien, die man zusammenfassend als “Handeln in Verbundenheit” und “Annehmen von Komplexität” bezeichnen kann, sollten der Leitfaden für die Transformation auf allen Ebenen sein: in der Bildung, in der Regulatorik und nicht zuletzt im Aufbau von Unternehmen.
2. Wie können wir die Entwicklung einer regenerativen Wirtschaft fördern?
– Sebastian Fittko, Initiative Regenerative Marktwirtschaft
Klimawandel und Biodiversitätsverlust als drängende Themen
In unserer Breakoutgruppe haben wir intensiv die Frage erörtert: Wie können wir die Entwicklung einer regenerativen Wirtschaft vorantreiben? Vor dem Hintergrund des drängenden Klimawandels und des Biodiversitätsverlusts wurden mehrere Ansatzpunkte und Best Practices identifiziert, um regenerative Unternehmen zu fördern und einen Wandel hin zu einer regenerativen Marktwirtschaft zu begleiten und zu beschleunigen.
Die „Macher“ in den Vordergrund rücken und Neugier und Zuversicht in der jungen Generation fördern
Ein zentrales Ergebnis war die Wertschätzung der „Macher“ – eine Kultur, die das Unternehmertum und die Innovationen für regeneratives Wirtschaften in den Mittelpunkt stellt. Hierbei ist es entscheidend, die Unternehmer und deren Unternehmen sichtbar zu machen und als Vorbilder in einer breiten Öffentlichkeit und auch im Bildungskontext, z.B. in Universitäten, durch deren positiven und mutmachenden Geschichten einer gelingenden Transformation, zu integrieren. Die Intention dahinter: Insbesondere bei der jungen Generation wollen wir Neugier, Zuversicht und den Antrieb für die Entwicklung regenerativer Industrie, Technologie- und Produktlösungen zu entfachen, anstatt Zukunftsängste zu schüren.
Sichtbarkeit regenerativer Unternehmen für Investoren
Überdies haben wir auch die Sichtbarmachung der neuen regenerativen Unternehmen und deren Potenzial für Investoren erörtert. Dabei kann die Resilienz einer regenerativen Wirtschaft, gerade in einer unsicheren, volatilen Zeit, nicht nur gesellschaftliche wichtig, sondern für Investoren auch ein Potenzial haben.
Subventionen und transparente Darstellung von Externalitäten
Zur Unterstützung von regenerativen Unternehmen könnte u.a. die Einführung von Subventionen sein, die die Internalisierung von bisher externalisierten Kosten belohnen. Dabei wurde betont, dass eine transparente Darstellung und Berechnung dieser Externalitäten für Investoren von großer Bedeutung ist. Es ist notwendig, Investoren verschiedenster Hintergründe zusammenzuführen, um das Potenzial regenerativer Unternehmen sichtbar und attraktiv zu machen.
Von Wohlstand zu Wohlbefinden
In der Gruppe haben wir auch erörtert, dass es der bevorstehende Paradigmenwechsel über die Diskussionen der wirtschaftlichen Dimension hinausgehen und die Frage stellen muss: Wie entwickeln wir uns von einem materiellen Wohlstand als höchstes individuelle und gesellschaftliche Ziel hin zu nachhaltigem Wohlbefinden? Dieser Wandel ist essenziell, um zukünftigen Generationen ein nachhaltiges und erfülltes Leben auf einem gesunden Planeten zu ermöglichen.
Abschließend wurde klar definiert, dass es unsere Verantwortung und Mission ist, regenerative Unternehmen, ihre Lösungen und Ansätze, insbesondere über unsere Plattform von IRM und in Kooperation mit unseren Partnern, ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Das Ziel: Regenerative Unternehmen attraktiver, finanzierbarer und für alle zugänglicher zu machen.
3. Wie können wir Unternehmen davon überzeugen, die hohen Ansprüche einer Transformation zur Regenerativen Organisation wirklich anzulegen?
– Jan Schmirmund, INNOVATIONEERS
Monetäre Anreize und Geschäftsmodell-Transformation
In diesem Breakout wurde schnell klar: Unternehmen als Organsiationen reagieren heute immer noch auf monetäre Anreize. Offenbar kommt man nicht darum herum, die wirtschaftlichen Aspekte/Vorteile für Unternehmen zu betonen, die eine Transformation hin zu regenerativen Geschäftsmodellen beinhalten - auch wenn wir viel lieber andere Aspekte in den Mittelpunkt der Kommunikation stellen würden.
Den Mensch hinter der Organisation adressieren
Wir haben in der Gruppe aber auch darüber diskutiert, dass es letztlich entscheidnet sein kann, nicht die Organisation zu adressieren, sondern die Menschen in den Unternehmen zu überzeugen. Das geht natürlich auch über monetäre Anreize, viel wirkungsvoller könnten jedoch emotionale und psychologische Trigger sein.
Die Langfristigkeit als Schlüssel zum Wandel
Ziel müsste sein, den Entscheider*innen dabei zu helfen, die Verdrängung der Folgen des eigenen Handelns – für das eigene Unternehmen, die Wirtschaft als Ganzes und die eigenen Kinder und Enkel, zu überwinden und stattdessen eine langfristige Perspektive mit positivem Gestaltungsrahmen einzunehmen, um so auch im Unternehmen andere Entscheidungen zu treffen - hin zu regenerativen Geschäftsmodellen.
Die Neudefinition von Wohlstand in der Gesellschaft
Von dort schlugen wir die Brücke zu übergeordneten Fragestellungen auf gesellschaftlicher Ebene: Letztlich geht es darum, mit den Menschen in einen Diskurs darüber zu gehen, was eigentlich „Wohlstand“ bedeutet. Es geht darum, neue Antworten auf grundlegende Fragen zu finden wie: Wie viel ist genug? Was ist ein gutes Leben? Ab wann wird Wachstum problematisch?
Was bedeutet das für mein Unternehmen?
Zusammenfassung und Ausblick
Der jüngste Regenerative Salon in Offenbach, organisiert in Zusammenarbeit mit dem Team von INNOVATIONEERS, hat erneut die wachsende Bedeutung regenerativer Ansätze hervorgehoben. Thorsten Becker von den Carbonauten gewährte uns einen tiefen Einblick in die transformative Arbeit seines Unternehmens und betonte dabei die Wichtigkeit von Innovation und nachhaltiger Investition. Unsere Breakout-Sessions beleuchteten zentrale Fragestellungen wie die Rahmenbedingungen für regeneratives Wirtschaften, die Förderung einer regenerativen Wirtschaft und die Überzeugung von Unternehmen von der Notwendigkeit regenerativer Transformation.
Ein Haupterkenntnis war, dass nicht nur monetäre, sondern vor allem emotionale und psychologische Anreize nötig sind, um die Menschen in Unternehmen für eine regenerative Transformation zu gewinnen. Es ist offensichtlich, dass ein Bedarf für Austausch, Lernen und Kollaboration in diesem Bereich besteht, was sich in den 2-3 neuen Anfragen widerspiegelt, die wir nach jedem Salon aus ganz Deutschland erhalten. Es besteht eine klare Dynamik und ein Momentum für regeneratives Wirtschaften in Deutschland. Unsere Mission ist es, dieses Momentum zu nutzen und weiter auszubauen.
Wir freuen uns auf Fortsetzung in Offenbach und viele weitere Salons in Deutschland. Wir führen aktuell Gespräche mit Co-Hosts in München, Hamburg, Karlsruhe, Berlin, Kassel, Bonn, Nürnberg, Düsseldorf und Rügen.
Wenn Du uns dabei unterstützen möchtest die Regenerative Bewegung gemeinsam zu skalieren, dann freuen wir uns auf Deine Rückmeldung und Dein Engagement. Schreib uns gerne eine Nachricht.
Regenerative Grüße, Jan, Kai und Sebastian