2. THESE: Um alles Leben auf dem Planeten zu bewahren, müssen wir die Biodiversität schützen und pflegen.
ZIEL: ERHALTUNG UND FÖRDERUNG VON BIODIVERSITÄT
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DIE AUSGANGSLAGE:
Das Leben auf unserem Planeten ist ein über Jahrmillionen gewachsenes, tief verwobenes System, welches seit jeher in langsamer Wandlung begriffen ist und sich kontinuierlich neuen Gegebenheiten anpasst. Dabei spielen globale Veränderungen wie der Klimawandel sowie diejenigen innerhalb lokaler Ökosysteme eine maßgebliche Rolle. Anpassungen an diese Veränderungen passieren fortlaufend und wechselseitig zwischen den einzelnen Spezies innerhalb eines Ökosystems.
Diese Angleichungen finden in verschiedener Form statt. Zum einen in der Zusammensetzung des Ökosystems, innerhalb dessen sich Dominanz und Existenz von Arten verändern. Zum anderen durch die Veränderung der Arten selbst durch genetische Adaption. Dieser fortlaufende Prozess und die Mannigfaltigkeit an Spezies innerhalb eines gesunden Ökosystems bedingen die Komplexität eines jeden ökologischen Habitats.
Wie jedes komplexe System kann auch ein gesundes Ökosystem seinen Zustand bis zu einem bestimmten Grad konstant halten. Sobald es aber über einen Kipp-Punkt gestoßen wird, stabilisiert es sich in einem neuen und grundlegend veränderten Zustand. Dieser neue Zustand wird möglicherweise weiterhin die Grundbedingungen für einen Teil dieser Lebens-Welt sichern können, aber nicht für die gesamte. Maßgebliche Eingriffe in gesund entwickelte und in sich geschlossene Ökosysteme führen so unweigerlich zur Zerstörung bestimmter Teile dieser Lebens-Welt. Dieses gestörte Gleichgewicht kann, je nach Intensität, nicht einfach, sondern nur in langwierigen Prozessen wieder in Einklang gebracht werden.
Anhand eines Beispiels ausgedrückt, würde die Natur durch die Evolution sicherlich neue Wege zur Befruchtung von Pflanzen finden, sollten die bestäubenden Insekten aussterben oder deren Population sich signifikant verringern. Aber in der Zeit, die die Natur zur Re-Balance bräuchte, würde es nicht genügend Pflanzen geben, um uns Menschen zu ernähren.
Insbesondere ist die Menschheit als Teil der (noch) funktionierenden Ökosysteme auf dem Planeten Erde von der Erhaltung der aktuellen Biodiversität abhängig.
Die biologische Vielfalt unserer Welt ist in Gefahr. Nach Aussage des „Global Assessment zu Biodiversität und Ökosystemleistungen“ ist bereits eine Million der erfassten Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht: mehr als 40% der Amphibienarten, fast 33% der riffbildenden Korallen und mehr als 30% der Meeressäugetiere. Zudem sind 75% der Landoberfläche degradiert, 66% der Meeresfläche stark verändert und über 85% der Feuchtgebiete verloren gegangen.
WIR müssen uns bewusst machen, dass jeder Eingriff in natürliche Ökosysteme eine Anpassung des Ökosystems zur Folge hat. Durch UNSER aktuell auf die Maximierung der Extraktion nachwachsender sowie nicht nachwachsender Rohstoffe fokussiertes Wirtschaftssystem reduzieren WIR durch vielfältige Eingriffe die Biodiversität von Ökosystemen, was sie systematisch fragiler macht oder gar zu deren Zusammenbruch führt. Durch solch einen Kollaps gehen für UNS und die Menschheit die Leistungen des natürlichen und diversen Ökosystems, wie Bodengesundheit und Fruchtbarkeit, natürliche Schädlingsbekämpfung durch Nützlinge, Resilienz, Pflanzengesundheit und Wasserkreisläufe verloren. Diesen Verlust versuchen WIR in der Regel durch technische Interventionen zu kompensieren, indem WIR reduzierter Bodenfruchtbarkeit durch erhöhte Gaben von Kunstdünger, einem Mangel an Pflanzen-resilienz und Nützlingen durch Pestizide und Vertrocknung durch Bewässerung entgegenzuwirken versuchen.
Diese Praktiken verstärken jedoch wiederum die bereits bestehenden Probleme innerhalb der natürlichen Ökosysteme. Mit reduktionistischen Methoden werden WIR den Verlust komplexer Ökosysteme nicht ausgleichen. Stoppen WIR diese Entwicklung nicht, dann verlieren WIR die Grundlage einer gedeihlichen menschlichen Existenz.
DIE VISION:
Auf europäischer Ebene wurde im Jahr 2020 die EU-Biodiversitätsstrategie 2030 verabschiedet, in der eine umfassende „Theorie des Wandels“ formuliert wird – nämlich die Erkenntnis, dass wirtschaftliche, finanzielle und soziale Modelle transformiert werden müssen, um den Verlust von Biodiversität zu stoppen.
Gerade wirtschaftliche Interessen von Staaten und einzelnen Akteuren standen in der Vergangenheit einer wirkungsvollen Um- und Durchsetzung von Lösungen für den Schutz der Biodiversität im Wege. Diverse Dilemmata, wie der wachsende Bedarf an landwirtschaftlichen Nutzflächen für die ausreichende Ernährung einer stark wachsenden Weltbevölkerung oder der schwindende Vorrat an Bodenschätzen zu Lande, lassen sich nicht mit Einzelmaßnahmen lösen. Hierzu bedarf es eines weltweiten ganzheitlichen Verständnisses der Lage, welches einen politischen Konsens auf globaler Ebene erwirken könnte.
Die entscheidende Rolle, die Wirtschafts- und Finanz-Akteuren bei der Bewahrung der Biodiversität zukommt, legt den Schluss nahe, dass eine grundlegende Änderung unseres Wirtschaftssystems notwendig ist, um den Weg für effiziente Maßnahmen freizumachen.
In diesem Sinne ist die Regenerative Marktwirtschaft ein System, in welchem der Mensch in einer Umkehrung alter Rollenmuster als an der Natur Dienst-Leistender auftritt, um die eigenen Lebensbedingungen abzusichern. Konkret bedeutet dies, dass WIR, die finanziell reichen 10-20% der Menschheit, UNS nicht länger primär als Nutznießer, sondern in erster Linie als Mit-Behüter der Natur betrachten müssen. Sollte es UNS nicht gelingen, die Bewahrung und Regenerierung der Ökosysteme des Planeten Erde sicherzustellen, werden WIR diesen auch nicht länger zur Erhaltung UNSERER Spezies nutzen können.
Den multipolaren Fallen der gesellschaftlich-, politischen und wirtschaftlichen Verstrickungen zu entkommen ist kein einfaches Unterfangen. Selbst wenn die Notwendigkeit auf intellektueller Ebene jedem einzelnen einleuchtet, führt dies nicht zu entsprechendem Handeln auf kollektiver Ebene. Die Regenerative Marktwirtschaft eröffnet den Dialog über eine wünschens- und lebenswerte Welt und erzeugt damit einen Mess- und Vergleichspunkt, anhand dessen Handeln transparenter wird. Eine solche Transparenz ist eine wesentliche Grundbedingung für die Gestaltung positiv ausgerichteter multipolarer Fallen.
EIN BEISPIEL
Sogenannte “Debt for nature swaps” sind Übereinkünfte zwischen Staaten in denen – einseitige oder gegenseitige – Schulden erlassen oder umstrukturiert werden, im Austausch für der Natur dienende Leistungen.
Dieser Mechanismus baut auf einer existierenden internationalen politisch-finanziellen Infrastruktur auf und ist daher sehr einfach umzusetzen. Gleichzeitig bietet er allen beteiligten Ländern ausreichende Vorteile, um negativ ausgerichtete multipolare Fallen auszuhebeln.